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1. GP Triberg (175km, 3200hm) 10.06.07


Am Sonntag, den 10.06.07 war es soweit. Zusammen mit meinem Kumpel Patrick wollten ich meine erste RTF fahren. Auch für ihn sollte an diesem Tag die Premiere auf dem Programm stehen. Nachdem die Planung Anfang des Jahres noch anders ausgesehen hatte, fiel unsere Wahl letztlich auf den Grand-Prix in Triberg. Dort werden drei Strecken angeboten. Die mittlere davon führt u.a. über den Kandel und endet nach 173,5 km und 3530 hm wieder in Triberg. Für uns war das eine sportliche Herausforderung erster Güte. Meine bisher härteste Tour hatte ich im Jahr zuvor auch mit Patrick in unserem Alpen-Urlaub unternommen. Von St. Jean de Maurienne ging es über den Col du Telegraph auf den Col du Galibier und wieder zurück. Knappe 100 km und 2350 hm standen damals auf dem Tacho. Patrick hatte in der Woche vor dem Grand-Prix diesen Wert in den Alpen noch gesteigert und war bei einer Tour über Furkajoch, Hochtannbergpass und Flexenpass nach ca. 140 km und 2700 hm an seine Grenzen gestoßen. Im ersten Moment wollte er danach wohl den GP Triberg absagen. Aber wie sagt man so schön. Schmerz geht, Stolz bleibt. Also war die Tage zuvor nur noch das Wetter ein Hinderungsgrund. Die Prognosen ließen eigentlich keine genauen Aussagen zu. Immer wieder war von Gewittern die Rede. Da in den Tagen zuvor aber sowohl die Regenmenge als auch die Regenwahrscheinlichkeit stetig abnahm, beschlossen wir am Freitag endgültig unsere Teilnahme.


Patrick hatte bereits im Vorfeld ein Hotel im 1 km entfernten Nussbach gebucht und so machten wir uns am Samstagnachmittag auf nach Triberg, Patrick aus Ulm, ich aus Karlsruhe. Am Samstagvormittag hatte ich noch mein Crossbike auf Hochglanz poliert, einen neuen Tacho gekauft und vor allem den Luftdruck meiner Reifen optimiert. Außerdem wurden noch schnell die Steckschutzbleche und der Ständer meines Crossbikes abmontiert. Schließlich kann man bei 3500 hm keinen unnötigen Ballast brauchen :-)


In Triberg angekommen meldeten wir uns an, genossen auf der Pasta-Satt-Party leckere Nudeln, gönnten uns ein Radler und freuten uns, dass das Wetter so gut war. Abends um 23:00 Uhr hieß es dann Zapfenstreich.

Am nächsten Tag wachten wir, getrieben von leichter Nervosität eine halbe Stunde früher als geplant auf. Das Wetter ließ einen herrlichen Tag vermuten und so gingen wir frohen Mutes frühstückten. Pünktlich um 8:30 Uhr verließen wir das Hotel und holten unsere Räder aus dem Auto. Der Start war zwischen 9:00 und 9:30 Uhr angekündigt. Wir lagen also gut in der Zeit. Dann jedoch hörte ich Patrick "Alex jetzt haben wir ein Problem, ich hab nen Platten". Ja klar, der Spruch musste ja kommen. Dumm nur, dass er stimmte. Also hektisch einen neuen Schlauch aufgezogen, aufgepumpt und ab nach Triberg zum Start.


Um kurz nach 9:00 Uhr überfuhren wir die Startlinie. Der große Pulk war natürlich schon weg. Schade, ich hätte gerne gesehen wie viele Radler am Start waren. Außerdem war die Chance mit einer Gruppe bis zum ersten Anstieg ein bisschen mitzurollen wohl dahin. Letztere Sorge erwies sich allerdings als unbegründet. Nachdem der erste kurze Anstieg noch zum Einrollen benutzt wurde, folgte zunächst eine Abfahrt und anschließend knapp 20 km leicht abfallendes Gelände. Kurz nach der Abfahrt überholte uns eine Gruppe von 3 Fahrern. Patrick bemerkte, dass sie nicht viel flotter unterwegs waren als wir und fragte, ob wir nicht versuchen sollten uns dranzuhängen. Gleich auf den ersten Kilometern Tempo zu machen stand zwar nicht auf meinem Plan aber die Versuchung war zu groß. Außerdem machte ich mir ja Sorgen, innerhalb des Zeitlimits ins Ziel zu kommen, da konnte es nicht schaden, gleich zu Beginn ein wenig Zeit gut zu machen. Patrick schaffte es dann auch, das Loch zuzufahren. Und so rollten wir mit hoher Geschwindigkeit im Windschatten Richtung Kandel. Die Führungswechsel fanden nur sehr langsam statt, so dass wir nur einmal im Wind fahren mussten. Mich traf es zum Schluss und so brachte ich meinen Puls bereits direkt vor dem Anstieg zum Kandel auf Betriebstemperatur. Allerdings sollte er schnell wieder in nicht geahnte Regionen sinken. Patricks Mantel hatte sich von der Felge gelöst und so mussten wir eine unfreiwillige Pause einlegen, die mir aber gar nicht so ungelegen kam. Die Gruppe mussten wir natürlich ziehen lassen. Da wir aber kurz vor dem Anstieg waren, war das kein Problem. Am Berg fahren wir ohnehin lieber unser eigenes Tempo.

Die Geschichte des Kandel ist schnell erzählt. Anfangs fuhr ich noch mit Patrick, ließ in später aber ziehen. Ich wollte auf keinen Fall am ersten richtigen Anstieg schon zuviel Körner liegen lassen. Ich fand schnell mein Tempo und versuchte mich immer im selben Pulsbereich zu bewegen. Nach ca. einer Stunde erreichte ich zufrieden den Gipfel. Nicht das kleinste Zwicken der Waden oder der Oberschenkel. Das war bei allen längeren Touren immer mein Hauptproblem. Diesmal hatte ich aber auch vorgesorgt. Franzbranntwein auf den Beinen und in den Wasserflaschen nicht nur ne Magnesiumtablette sondern das Power-Bar Getränk von Patrick. Außerdem hatte ich wohl endlich mal nicht nur genug Luft in den Lungen, sondern auch in den Reifen. Oben gab es dann auch die erste Verpflegungsstation. Obwohl man die so eigentlich nicht nennen konnte. Denn feste Nahrung war wohl kurz vorher ausgegangen. Aber egal, ein Hungergefühl war noch nicht zu verzeichnen. Außerdem hatte ich ja noch 2 Power-Riegel und 2 Gels vom Veranstalter dabei. Also wurden die Flaschen gefüllt, Patrick entleerte seine Blase und ich gönnte mir einen Power-Riegel. Der schmeckte gar nicht schlecht und hatte mit Sicherheit mehr Energie zu bieten, als die Corny-Riegel die ich sonst immer zu mir nehme.


Die folgende Abfahrt und den kleineren Zwischenanstieg nach St. Märgen ließen wir eher gemütlich angehen. Als nächstes folgte der Anstieg zum Thurner. Gleich zu Beginn stießen wir auf einige Mitstreiter und ein Pärchen, welches zufällig auch den Thurner bezwingen wollte. Meine Hoffnung, sich hinter einen Rennradler zu hängen, zerplatzte schnell. Scheinbar wollte hier keiner das Tempo machen und so kam es dass plötzlich alle hinter der Touristin mit dem Mountainbike herfuhren. Ich kann ja sicher auch hinter einem Mountainbike herfahren und ich habe auch kein Problem hinter einer Frau herzufahren, aber dann auch noch Touristen, das war mir zuviel. Auch ein Hobby-Crossbiker hat seinen Stolz. Ich überholte setze mich an die Spitze und zu meiner Überraschung war die Gruppe wenige Sekunden später gesprengt und außer Patrick folgte mir niemand. Der Thurner erwies sich dann als regelrechter Scharfrichter. Zum einen sehr steil, zum anderen aufgrund einer Baustelle ein schlechter Belag. Und zu allem Überfluss war dieser auch noch sehr dunkel und zog die hier ohnehin unerbittlich scheinende Mittagssonne förmlich an. Der Griff zur Flasche wurde immer häufiger und der Anstieg wollte nicht enden. Trotz allem hatte ich hier das Gefühl, dass wir auf keinem anderen Streckenabschnitt mehr Radler überholten. Und jedem war dabei der quälende Gesichtsausdruck anzusehen. Einer vermochte den Anstieg sogar nur schiebend neben seinem Rad zu bewältigen. Hinter jeder Kehre wurde der Gipfel erwartet. Aber wie schon gesagt, der Thurner zieht sich. Irgendwann war er aber dann doch bezwungen und die zweite Kontrollstelle erreicht. Und immer noch zeigten meine Beine keinerlei Ermüdungserscheinungen. Zum ersten Mal kam hier so etwas wie gebremster Optimismus auf. Die längsten Anstiege waren gemeistert und wir lagen sehr gut in der Zeit. Oben gab es dann auch endlich was zu Essen. Ich bediente mich mit 2 super leckeren Mohnkuchen und einem nicht minder leckeren Brötchen mit Frischkäsefüllung. Außerdem steckte ich ne halbe Banane in die Trikottasche (welche sich auch im Ziel in Triberg noch dort befand!). Insgesamt machten wir hier wohl die längste Pause.


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An der zweiten Verpflegungsstelle am Thurner, eine wohlverdiente Pause

Die ersten Meter nach der Verpflegungsstelle taten dann richtig weh. Nach einer Pause und zudem auch noch mit vollem Magen dauert es einfach seine Zeit, bis man wieder einen angenehmen Rhythmus findet. Dementsprechend fuhren wir die nächste Zeit auch eher gemächlich unser eigenes Tempo. Dies lag zum einen daran, dass wir keine entsprechende Gruppe fanden, mit der wir mitrollen konnten, zum anderen stand nach einer kurzen Abfahrt noch mal ein steiler Anstieg mit ca. 100 hm auf dem Programm. Auf dem drittkleinsten Ritzel hatte ich trotzdem Mühe eine anständige Trittfrequenz zu fahren und machte mir schon Sorgen, ob die Kraft bis ins Ziel reichen würde. Patrick bestätigte mir nach einem Blick auf seinen Tacho aber, dass es hier wirklich so steil war, wie es sich anfühlte. Der Anstieg wurde geschafft und es ging zunächst bergab, ehe ein mäßig steiler Gegenanstieg die letzten Kilometer bergab bis zum nächsten Kontrollpunkt in Furtwangen einläutete. Dort gab es dann leckere Gulaschsuppe. Patrick hatte am Vorabend noch Witze darüber gerissen, wie man bei so einem Wetter Gulaschsuppe servieren kann. Aber letztlich haben wir sie beide dankend angenommen. Mit der Zeit hatte ich immer weniger Appetit auf feste Nahrung, so dass ich froh um die Abwechslung war und mir gleich noch einen Nachschlag holte. Mit aufgefüllten Flaschen ging es dann weiter. Mittlerweile war aus der Zuversicht schon fast eine Gewissheit geworden, wir würden das Ziel im Limit erreichen!


Am zweiten von zwei kleineren Anstiegen fuhren wir auf einen Mitstreiter auf. Bei der unrhythmischen Fahrweise war ich mir nicht sicher, ob er keinen Bock oder keine guten Beine mehr hatte. Wie sich später herausstellte, war es wohl eher die fehlende Motivation. Patrick erkannte jedenfalls die Chance, spannte sich vor ihn und bastelte so einen neuen Dreier-Express. Im Windschatten konnte ich ganz gut mithalten und so war ich letztlich auch froh über die Tempoarbeit. Aber wie es eben nun mal so ist, irgendwann war auch ich dran und musste meine Nase in den Wind schieben. Ich wusste aber, dass es wieder nur ein paar Kilometer bis zum zweitletzten Anstieg waren. Da ich davon ausging, dass dort wieder jeder sein eigenes Tempo fahren würde, versuchte ich das Tempo hochzuhalten. Der Puls erreichte Bergniveau, dafür wurde meine Sitzposition immer flacher. Am Anstieg angekommen, fuhr ich links raus und nahm Tempo raus. Doch da hatte ich die Rechnung ohne Patrick gemacht. Er hatte hier wohl seine stärkste Phase und hielt das Tempo konstant hoch. So ging es dann in den Anstieg. Ich hatte ordentlich Mühe, an den beiden dran zu bleiben, aber sich jetzt noch eine Blöße zu geben, kam auch nicht in Frage. Oben wartete schließlich die letzte Verpflegungsstelle. Wenn ich mich jetzt verblasen würde, würde ich das Ziel trotzdem sehen. Also blieb ich bis oben hin dran. Froh endlich an der Kontrollstelle zu sein, schoss Patrick dann den Vogel ab. "Sollen wir gleich weiter fahren?", fragte er. Das schlimme daran war, er meinte es ernst. Ich überzeugte ihn aber davon, dass ich gerade am Anschlag gefahren war und jetzt eine Pause bräuchte. Diesmal gab es zur Abwechslung sogar Schinkenbrötchen. Was anderes hätte ich auch gar nicht runtergekriegt. Auf den nächsten Kilometer, spürte ich dann erstmals, dass ich schon einige Stunden auf dem Rad verbracht hatte. Der Tritt wurde schwerer. Ich gönnte mir deshalb noch ein Gel, welches auch besser schmeckte, als erwartet. Das nahe Ziel verlieh dann noch mal zusätzliche Motivation. Auf dem letzten Gipfel angekommen, fuhr eine Gruppe von 5 Mann zügig an uns vorbei. Wieder mal war ich froh, dass Patrick sich sofort dahinter klemmte. Ich hatte noch ein bisschen Kraft übrig und das Ziel war nah. Irgendwie fand ich es auch schön, nicht nur zu zweit, sondern mit einer Gruppe ins Ziel zu fahren. Umso schöner war es dann, dass es zu meiner Überraschung nur noch bergab ging. Eine richtig tolle Abfahrt zum Schluss, breite Strasse, viele Serpentinen nach denen man sofort wieder aus dem Sattel ging und beschleunigte und ein prima Asphalt; einfach ein krönender Abschluss. So erreichten wir nach ca. 9 Stunden müde aber stolz das Ziel. Die reine Fahrtzeit betrug 7:48 h. Das ergab einen Nettoschnitt von 22,60 km/h. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass ich mir zuvor Sorgen machte, überhaupt die 20 vor dem Komma zu sehen.


Fazit:

Es war also geschafft, schneller und mit weitaus weniger Problemen wir befürchtet. Alles in allem ein durchweg gelungener Tag mit einer absolut gelungenen Premiere. Die Strecke war schön, führte über verkehrsarme Straßen und war gut ausgeschildert. Bis auf die fehlende Verpflegung an der ersten Stelle war auch die Organisation prima. Auch das Wetter hatte mitgespielt und wir hatten keinen Tropfen abbekommen. Dies lag zum Teil wohl auch an gutem Timing, bzw. unserer relativ langsamen Fahrweise. Denn die Spitzenfahrer hatte es unterwegs gleich zweimal mit einem bösen Schauer erwischt.

Nachdem wir im Hotel noch ausgiebig geduscht hatten, machten wir uns auf die Heimreise und schmiedeten wohl insgeheim schon Pläne für weitere Marathons, schließlich gab es noch weitaus größere Herausforderungen zu meistern, als "nur" die mittlere Runde in Triberg.