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3. Bergzeitfahren Spaichingen (4,2 km, 280 hm) 29.05.10


Das eigentliche Ziel dieses Jahr hieß eigentlich 240 km und 5500 hm, mit anderen Worten: Ötztaler Radmarathon. Da dieser aber erst Ende August stattfindet und ich keine Lust hatte mich fast ein Jahr lang auf ein Event vorzubereiten, hatte ich mich Ende letzten Jahres entschlossen, das Spaichinger Bergrennen als ersten Saisonhöhepunkt zu wählen. Mit 4,2 km Länge und einem Höhenunterschied von 280 m stellt dieses Rennen natürlich ganz andere Anforderungen an den Körper. Demzufolge bestand die Vorbereitung vor allem aus eher kurzen aber intensiven Einheiten und unzähligen Intervallen im flachen oder den diversen Anstiegen rund um Karlsruhe. Die Radsportbibel von Friel half mir dabei, meinem Training ein wenig Struktur zu verleihen. Durch den langen Winter und Rückenprobleme im Frühjahr stand ich letztlich aber mit weniger KM als 2009 am Start. Trotzdem war das Ziel klar formuliert: Schneller sein als letztes Jahr. Das Rennen findet als Einzelzeitfahren mit einem Abstand von 30 Sekunden statt. Um ca. 14:45 Uhr stand ich mit Startnummer 38 voller Erwartungen am Start. Dieser hatte sich um ca. 15 Minuten verzögert, so dass ich mich insgesamt über eine Stunde warmgefahren hatte. Dafür spielte das Wetter vorzüglich mit. Es war leicht bewölkt und das Thermometer zeigte knapp über 20°, also ideales Radsportwetter.

3, 2, 1 und los ging es. Im Gegensatz zum letzten Jahr hatte ich vor, den gesamten Anstieg auf dem mittleren Blatt zu fahren. Ich trat gleich ordentlich in die Pedale und hatte aufgrund der gewählten Übersetzung Mühe das Rad in Schwung zu bringen. Der erste Blick auf den Tacho zeigte eine Geschwindigkeit von 27 km/h an. Ok, dachte ich mir, erstmal wieder runterkommen. Mein Plan sah eigentlich vor, mit 20 km/h im Schnitt zu fahren. Ich nahm etwas Tempo raus und versuchte möglichst locker zu bleiben und trotzdem ordentlich Druck auf die Pedale zu bekommen. Trotzdem fuhr ich die ersten Kehren mit über 22 km/h im Schnitt und überholte schon nach kurzer Zeit den ersten Fahrer. Nach ca. 1,5 km folgt das steilste Stück des Anstieges. Für fast 200 Meter geht es mit knapp 10 % dem Ziel entgegen. Hier hatte ich erstmals Mühe die Geschwindigkeit zu halten. Meine Beine begannen bereits zu brennen und mein Puls stieg auf über 170. Bei einem max. Puls von knapp über 180, war nicht mehr viel Luft nach oben. Nach dem Steilstück und knapp der Hälfte der Strecke passiert man auf der rechten Seite den Karlsbrunnen. Hier schaute ich erstmals auf die bisher vergangene Zeit: 5:30 Minuten zeigte mir mein Tacho an. Bereits 30 Sekunden schneller als im Jahr zuvor. So schön es war diese „Fabelzeit“ zu sehen, spätestens hier war mir klar, dass ich zu schnell angegangen war. Hochgerechnet würde das eine Zeit unter 12 Minuten bedeuten, und das war für mich nicht zu schaffen.


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In der zweitletzten Kehre - Bereits am Anschlag und mit brennenden Beinen!

Ich nahm erstmal etwas Tempo raus um mich etwas zu erholen. Aber für Erholung hatte ich eigentlich keine Zeit. Ich musste mich jetzt irgendwie ins Ziel durchkämpfen. Es folgte die nicht enden wollende drittletzte Gerade. Ich hatte Mühe die Geschwindigkeit auf über 18 km/h zu halten. Erstmals stellte ich mir die Frage, warum ich den Quatsch eigentlich mache. Aber auch um darüber nachzudenken, hatte ich keine Zeit. Einige Zuschauer am Straßenrand feuerten mich an. „Komm schon, drück das weiter durch“ glaubte ich wahrzunehmen. Genau, durchdrücken, die Kurbel irgendwie am Laufen halten, das Brennen in den Beinen ignorieren, die sinnlosen Versuche durch eine noch schnellere Atmung mehr Sauerstoff zu erlangen vergessen. Ich passierte die 900 – Höhenmeter-Marke. Ich schaffte es aber nicht, auszurechnen, wie viel HM noch vor mir lagen, aber es konnten nicht mehr allzu viele sein. Es folgte die zweitletzte 180°-Kehre. Meine Geschwindigkeit sank teilweise auf unter 17 km/h. Immerhin halfen mir wieder die Restdistanz-Schilder am Straßenrand, die im 100 Meter Abstand aufgestellt waren. Es fiel mir trotzdem von Sekunde zu Sekunde schwerer, den Druck auf die Pedale aufrechtzuerhalten.

Das Verlangen endlich die Beine hochzunehmen wurde immer größer. Ich näherte mich einem vor mir fahrenden Starter und passierte die Stelle, an der meine Familie sich postiert hatte. Deren Anfeuerungsrufe, das nahende Ziel und der vor mir fahrende Kontrahent verschafften mir noch mal einen kleinen Motivationsschub. Ich riskierte noch mal einen Blick auf den Tacho. Noch waren keine 12 Minuten vergangen. Mein Ziel war also noch in Reichweite. Ich sah vor mir die letzte Kehre, jetzt würde es gleich etwas flacher werden und ich hatte nur noch 200 Meter zum Ziel. Ich versuchte noch mal die letzten Körner zu mobilisieren, beschleunigte auf knapp 30 km/h und erreichte nach 12:38 min das Ziel.


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Am Ende der Kräfte aber auch mit neuer Bestzeit am Ende der Strecke!

Mein Puls war jetzt kaum noch zu beruhigen und ich hing fast eine Minute über dem Lenker, ehe ich wieder einigermaßen Luft bekam. In der Gesamtwertung bedeutete diese Leistung Platz 8 von ca. 70 Teilnehmern. Insgesamt waren dieses Jahr deutlich weniger Teilnehmer am Start. Trotzdem scheint das Niveau für eine reine Hobby-Veranstaltung zumindest in der Spitze sehr hoch. Der Sieger benötigte dieses Jahr 11:27 min und müsste sich mit dieser Zeit wohl auch vor Lizenzfahrern nicht verstecken.



Fazit:

Mit dem Ergebnis zufrieden, mit dem Rennverlauf nicht. Trotz der widrigen Umstände bei der Vorbereitung, hatte ich meine bisherige Bestzeit um fast 20 Sekunden unterboten. Das Training nach Friel scheint sich also bezahlt gemacht zu haben. Allerdings habe ich sicher auch die ein oder andere Sekunde verloren, weil ich einfach viel zu schnell angegangen bin. Den ersten Teil der Strecke bin ich mit 20,5 km/h im Schnitt gefahren, den zweiten Teil mit nur noch 18,2 km/h. Und das obwohl die Strecke eigentlich gleichmäßig steil ist. Die Entscheidung auf dem mittleren Blatt zu fahren, scheint mir aber richtig gewesen zu sein. Den größten Teil der Strecke bin ich mit 39/19 bzw. 39/21 gefahren. Extremen Kettenschräglauf hatte ich also vermieden und mit einer durchschnittlichen Trittfrequenz von knapp 80 auch nicht zu „dick“ getreten.

Leider hatte es dieses Jahr nach meiner persönlichen Einschätzung nicht ganz so viele Zuschauer, als in den Jahren zuvor. Aber das lag wohl auch an dem Termin mitten in den Pfingstferien. Sollte das Rennen nächstes Jahr wieder stattfinden, bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Jetzt gilt es den Fokus auf die erste Teilnahme am Ötztaler Radmarathon zu legen. Und ich freue mich schon darauf, im Training künftig wieder die langen Anstiege im Nordschwarzwald zu beackern.