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4. Bergzeitfahren Spaichingen (4,2 km, 280 hm) 30.06.12


Bereits zum 4. Mal stand ich am 30.06.12 am Start des Spaichinger Bergrennens. Es gilt 4,2 km mit 280 hm schnellst möglich zu absolvieren. Die Vorbereitung dieses Jahr ließ allerdings schwer zu wünschen übrig. Während ich bis März des Jahres noch richtig fleißig trainiert hatte, sammelte ich ab April aufgrund von privaten Verpflichtungen deutlich weniger Kilometer als erhofft. Zu allem Überfluss musste ich mich zeitgleich auch noch auf den Radmarathon Trois Ballon in den Vogesen vorbereiten. Kam ich in den letzten Monaten also zum trainieren und hatte die Wahl zwischen lang bzw. kurz und intensiv, wählte ich immer die lange Variante. Dementsprechend hatte ich kaum Einheiten im anaeroben Bereich absolviert. Eine zweiwöchige Trainingspause im Juni führte dann auch nicht gerade zu exorbitanten Formsteigerungen. Aber genug der Ausreden. Für seine eigene Form ist man schließlich immer noch selbst verantwortlich.


Im Gegensatz zu den letzten Teilnahmen verzichtete ich diesmal, das Gewicht meines Rades zu optimieren. Wahrscheinlich war mir ohnehin schon klar, dass ich meine bisherige Bestzeit von 12:38 nicht würde schlagen können. Ich entschied mich sogar noch für zusätzlichen Ballast in Form einer Wasserflasche. Dafür hatte ich mir diesmal einen genauen Plan zum Warmfahren zu Recht gelegt. Nach kurzem Einrollen absolvierte ich zwei 5 Minuten Intervalle im anaeroben Bereich mit 10 Minuten Pause dazwischen. Der Körper wird dadurch gezwungen, die Prozesse zum Laktatabbau zu starten. Dieser Effekt soll später im Rennen von Vorteil sein, weil der Abbau des Laktats dann schneller in Gang kommt. Die Intervalle sollten ca. 45 Minuten vor Rennbeginn durchgeführt werden, damit auch wirklich alles Laktat im Blut zum Start abgebaut wird. Nach den Intervallen fährt man daher nur noch locker im unteren GA-Bereich bis zum Start. Nach diesem Schema fuhr ich mich also warm. Wobei warmfahren im eigentlichen Sinne sicher nicht nötig gewesen wäre. Temperaturen von über 30° sorgten auch so dafür, dass einem warm wurde. Leider war das mal überhaupt nicht mein Wetter. Mir kann es beim Radfahren eigentlich nicht kalt genug sein. Aber das konnte ich ja nun auch nicht ändern. Ca. 5 min vor meinem Starttermin erreichte ich den Startbereich und stellte erfreut fest, dass der Veranstalter voll im Zeitplan war.


Ich stellte mich also an die Startlinie und es wurde runtergezählt. 5.. 4.. „oh shit, ich hab meinen Tacho ja nicht auf 0 gestellt“ schoss es mir durch den Kopf. Verzweifelt versuchte ich das noch nachzuholen. 3.. 2.. 1... Zu spät. Ich trat in die Pedale und ärgerte mich erstmal ordentlich. Ich würde also keine Zwischenzeit am Karlsbrunnen ablesen können. Ging ja gut los. Im Gegensatz zur letzten Teilnahme wollte ich dieses Jahr auf keinen Fall zu schnell angehen. Dementsprechend drosselte ich direkt nach dem euphorischen Start die Geschwindigkeit auf ca. 20 km/h. So bewältigte ich die ersten Kehren und fühlte mich dabei den Umständen entsprechend gut. Trotzdem stieg der Puls bereits nach 3 Minuten auf 170. Da ich ja ohnehin keine Zeit im Auge behalten musste, widmete ich meine volle Aufmerksamkeit meiner Herzfrequenz. Ich durfte auf keinen Fall wieder übertreiben.


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Kurz nach dem Start. Noch voll konzentriert und mit mächtig Druck auf dem Pedal

Kurz vor der Zwischenzeit am Karlsbrunnen kommt das steilste Stück der Strecke. Ich versuchte hier einen Kompromiss zwischen vernünftigem Puls und akzeptabler Geschwindigkeit zu finden, was einigermaßen gelang. Dann erreichte ich das Ende der kurzen Geraden und freute mich darauf, dass es jetzt wieder etwas flacher werden sollte. Aber irgendwie war dem nicht so. Jedenfalls fühlte es sich nicht so an. Die Geschwindigkeit pendelte weiter um die 18 km/h und lag damit deutlich zu niedrig. Im Gegensatz dazu stieg aber auch der Puls auf über 175. Viel Platz nach oben war jetzt nicht mehr. So langsam begannen auch die Beine zu brennen. „Das würde hier heute wieder nichts geben“, war mir schnell klar. Wie ich später in der Aufzeichnung feststellte, erreichte ich den Karlsbrunnen nach ca. 6:30 min und damit eine volle Minute später als vor 2 Jahren. Nur gut, dass ich das in diesem Moment nicht realisieren konnte. Ich wäre vor lauter Frust wahrscheinlich vom Rad gestiegen.


Bergzeitfahren Spaichingen.jpg
Nach der Hälfte des Rennens. Schon gezeichnet und mit nicht mehr ganz so viel Druck auf dem Pedal, dafür schon mit mächtig Laktat in den Beinen

Aber obwohl ich mich dieses Mal also zu Beginn wirklich zurückgehalten hatte, profitierte ich nun keinesfalls davon. Ich schaffte es einfach nicht, mein Rad auf über 18 km/h zu beschleunigen. Auf der zweitletzten unendlich langen Geraden gönnte ich mir dann einen Schluck aus der Wasserflasche. Trotz offenem Trikot war die Hitze für mich schier unerträglich. Die Hoffnung einen großen Teil der Strecke im Schatten fahren zu können, erfüllte sich auch nur bedingt. Zwar fuhr man hier oben tatsächlich teilweise im Schatten, einen signifikanten Unterschied zu den sonnigen Abschnitten konnte ich aber nicht feststellen. So quälte ich mich mehr schlecht als Recht nach oben. Es war bis hierher irgendwie ein Rennen mit angezogener Handbremse. Rein vom Gefühl her, hätte ich gerne noch eine Schippe draufgelegt, die hohen Pulswerte verboten mir dies allerdings. Ich erreichte die vorletzte Kehre und motivierte mich damit, nur noch diese eine letzte lange Gerade absolvieren zu müssen. Die Atmung verkam mittlerweile wieder zur Schnappatmung und auch das Brennen in den Beinen nahm beständig zu. Trotzdem war es eigentlich nicht mit dem letzten Mal zu vergleichen, als ich an dieser Stelle schon fast vor Erschöpfung vom Rad gefallen war. Ich erreichte die Stelle, an der meine Mutter mich anfeuerte und versuchte noch mal zu beschleunigen. Jetzt übersprang der Puls endgültig die Marke von 180 Schlägen pro Minuten. Solche Werte hatte ich dieses Jahr natürlich noch nicht einmal annähernd gesehen. Dann endlich die letzte Kurve und es wurde flacher. Ich beschleunigte noch mal auf bis zu 25 km/h, überholte noch mal zwei Teilnehmer und kam ziemlich erschöpft ins Ziel.


Bergzeitfahren Spaichingen.jpg
Ziemlich am Ende aber leider auch mit einer schlechten Zeit. Im Ziel bei meiner vierten Teilnahme am Spaichinger Bergrennen.

Leider wusste ich immer noch nicht meine Zeit, weil die Anzeige diesmal in Richtung Zuschauer gedreht war. Dafür hatte der Zielsprecher meine Zeit durchgesagt. 13:26! Was für eine Enttäuschung. Dass es heute bei meiner bescheidenen Form und dem warmen Wetter nicht in Richtung Bestzeit gehen konnte war mir vorher klar gewesen. Aber eine Zeit unter oder zumindest knapp über 13 Minuten hatte ich mir schon zugetraut. Ich erholte mich dieses Mal relativ schnell. Wieder ein Beleg dafür, dass ich es heute nicht geschafft hatte, komplett an die Grenze zu gehen. Wobei die Pulshöhe eigentlich eine andere Geschichte erzählte. Der max. Puls lag bei 183 und damit nur zwei Schläge unterm absoluten Maximum. Es gab aber auch schon Bergrennen, bei denen ich nicht einmal die 180 erreicht hatte. Während ich also mit der Hitze zu kämpfen hatte, kamen andere damit besser zu Recht. Der Titelverteidiger steigerte seinen eigenen Streckenrekord noch mal um einige Sekunden auf 11:16. Für mich reichte es dieses Jahr nur für Platz 20 unter 86 Teilnehmern.



Fazit:

Meine sportliche Leistung war scheiße, da muss man nicht lange drum herum reden. Natürlich gab es hierfür Gründe. Ich war schlecht vorbereitet, das Wetter war nicht meins, usw. Was bleibt ist aber nach dem Alpenbrevet und dem Trois Ballon bereits das dritte Event, bei dem ich meine Ziele nicht annähernd erreicht habe. Da sollte man sich dann schon mal fragen, ob man zu hohe Erwartungen hat, oder einfach nur falsch trainiert. Ende August steht der Ötztaler an, danach bin ich vielleicht schlauer. Ansonsten war das Rennen topp organisiert. Und was ich die letzten Male gesagt habe, gilt natürlich auch heute. Die Strecke ist einfach toll, zu Beginn die vielen Serpentinen, am Ende die zermürbenden beiden langen Geraden. Alles dabei was man zum quälen braucht. Der Zuschauerzuspruch hat zwar leicht abgenommen. Trotzdem hörte ich an einigen Stellen Zuschauer meinen Namen rufen und das obwohl ich seit über 15 Jahren nicht mehr in Spaichingen wohne. Das motiviert natürlich schon. So wie es aussieht, gibt ‘s auch nächstes Jahr wieder ein Rennen. Und dann werde ich hoffentlich besser vorbereitet sein und wieder am Start stehen!