Nachdem ich im letzten Jahr wieder mal mit dem Rennrad unterwegs war, wählte ich für den diesjährigen Alpenurlaub wieder das Mountainbike. Zum ersten Mal seit Jahren schaffte ich es in der Vorbereitung den Winter über durchzufahren. Wobei durchfahren in diesem Fall einmal pro Woche etwa 35 km heißt. Auch wurde ich nicht durch Krankheiten oder sonstige Ausfallzeiten am Trainieren gehindert. So kamen bis zum Start deutlich über 1.000 km (gerechnet vom 01.01.21) zusammen. Eigentlich immer noch viel zu wenig, aber im Vergleich zu den Jahren zuvor doch recht ordentlich. Meine Tour sollte mich wieder einmal in die Westalpen führen, allerdings diesmal nicht als Rundtour sondern mit festem Standort in Bardonecchia. Aufgrund der weiten Anreise klingelte am Dienstag, den 20.07.21 daher bereits um 3:30 Uhr mein Wecker. Um kurz nach vier Uhr saß ich bereits im Auto und von einem kurzen Stau am Genfer See abgesehen, lief die Fahrt problemlos. So erreichte ich mein erstes Etappenziel, Bramans um 11:00 Uhr und saß kurze Zeit später auf dem Rad. Es war schön sonnig aber dementsprechend auch schon gut warm. Trotzdem war ich froh, mich auf der D1006 zwar nicht warm aber zumindest locker fahren zu können. Bei mäßiger Steigung erreichte ich nach 20 Minuten Termignon. Hier begann der Anstieg zum Col de Sollieres. Die ersten Meter verbrachte ich noch auf Asphalt, dann wechselte der Belag auf gut zu fahrenden Schotter. Auf einer schönen Naturstraße gewann ich bei knackiger Steigung schnell an Höhe. Die Schweißdrüsen öffneten bereits jetzt ihre Pforten und so war ich froh, dass ich schon bald den Wald und damit Schatten erreichte. Von hier an wechselten immer wieder sonnige und schattige Abschnitte, was nicht wechselte war die Steigung. Mit ziemlich konstant 10% war ich schon ordentlich gefordert. Die Aussicht hielt sich zu Beginn noch in Grenzen, aber immer wenn der Wald sich lichtete, schweifte mein Blick zu schneebedeckten Bergen.
Nach etwa sieben Kilometer wurde die Straße etwas ruppiger, war aber immer noch problemlos zu fahren. Dafür wurde man mit dem einzigen kurzen Flachstück des Anstieges entschädigt. Außer einem Jogger der mir von oben entgegenkam, hatte ich bisher noch niemanden getroffen. Nach wie vor fuhr ich nur stellenweise in der Sonne, trotzdem floss der Schweiß nur so in Strömen. Ich hatte zwar während der Autofahrt ein klein wenig gefrühstückt, trotzdem machte sich schon bald Hunger breit. Wie immer wollte ich mir aber ein schönes Plätzchen suchen und so fuhr ich immer weiter. Das große Ritzel war ab nun mein Freund. Ich spürte schon eine leichte Müdigkeit und wähnte mich schon kurz vor dem Hungerast. Immerhin verhinderten die vielen Serpentinen, dass Langeweile aufkam. Ich kreuzte jetzt immer mal wieder einen Sessellift der frankreichtypisch im Sommer nicht in Betrieb war. Nach etwa 10 km erreichte ich Replat des Canons. Keine Ahnung ob man hier was zu Essen oder Trinken bekommen hätte, ich nutzte die Gelegenheit aber trotzdem und machte endlich eine kleine Pause. Kurz danach öffnete sich das Tal. Die Aussicht wurde nun besser. Immer öfters gab der lichter werdende Wald den Blick frei auf die 3.000er der Umgebung.
Trotzdem hatte ich ordentlich zu kämpfen. Für einen Prolog war der Anstieg schon fast etwas zu steil. Ich ahnte jetzt immer mal wieder, wo die Passhöhe sein könnte, wurde aber immer wieder eines besseren belehrt. Nach etwa 12 km gabelte sich der Weg. Ich wählte die linke Variante. Der Weg wurde nun etwas ruppiger, war aber immer noch gut zu fahren. Einen Kilometer später wurde es etwas flacher und ich konnte mich ein Stück weit erholen. Der Weg führte nun windungsreich um einen großen Hügel herum. Der Wald wurde jetzt von saftig grünen Blumenwiesen abgelöst. Immer mal wieder dachte ich, gleich sehe ich die Passhöhe. Aber es dauerte dann doch noch ein wenig, bis sie endlich in Sicht kam.
Ich war inzwischen schon ziemlich müde und hatte auch wieder Hunger. Immerhin wurde es in der Höhe etwas kühler, so dass ich nicht mehr schwitzte wie im Pelzmantel am Äquator. Die vage Idee vielleicht noch den Mont Froid mitzunehmen war aber längst gestorben. Der Weg führte jetzt in einem weiten Rechtsbogen zur Passhöhe. „Sieht zwar weit aus, aber so etwas täuscht ja oft“, dachte ich mir. „Bin bestimmt in 20 Minuten oben“. Leider täuschte es diesmal nicht. Im Gegenteil. Ich brauchte noch einmal fast eine ¾ Stunde bis ich um 14:20 Uhr endlich am Col de Sollieres ankam. Das letzte Stück war auch fahrerisch das schwerste und an einigen Stellen musste ich sogar kurz vom Rad. Ansonsten war der Anstieg problemlos fahrbar. Unterwegs traf ich auf dem kompletten Anstieg einen Jogger, und je zwei Wanderer und Jeepfahrer, man hat also definitiv seine Ruhe. Mit 16 km und 8,5% Steigung im Schnitt ist der Sollieres aber kein Pass den man im Vorbeifahren mitnimmt. Dementsprechend müde war ich auch, als ich oben ankam. Die Aussicht war leider begrenzt. Auf der anderen Seite war zwar ein schöner Blick Richtung Mont d’Ambin zu bewundern. Rechts und links verhinderten aber der Mont Froid mit seiner von unten zu sehenden Festungsanlage und der Signal du Petit Mont Cenis ein noch schöneres Panorama. Zu meiner Enttäuschung war auch der Lac du Mont Cenis von hier oben nicht zu sehen.
Ich machte eine längere Pause ehe mich auf den Weg Richtung Petit Mont Cenis machte. Die Abfahrt war zunächst ein schön zu fahrender Wiesentrail, der vor allem gegen Ende richtig schön wurde. Nur am Ende musste noch ein kleines Stück auf Schotter überwunden werden, dann landete ich auf der asphaltierten Straße zum Col du Petit Mont Cenis. Da ich aber fast alles im Stehen gefahren war, brannten mir ganz schön die Beine. Ich habe das Gefühl, dass ich mich mit meinen kurzen und intensiven Trainingseinheiten, die meist nur 100h am Stück beinhalten zwar gut auf die Anstiege vorbreiten kann, nicht aber auf die Abfahrten.
Nach 10 Minuten auf welliger Strecke erreichte ich schließlich um 15:15 Uhr den Col du Petit Mont Cenis. Ich machte hier nur kurz Pause und folgte dann dem Schild Le Planay. Angeblich sollte man da zu Fuß in 45 Minuten sein. Dann könnte es auf dem Rad ja auch nicht länger dauern. Der Beginn erwies sich noch als sehr verheißungsvoll, ein netter gut zu fahrender Wiesentrail. Doch bald schon landete ich wie befürchtet auf einem ziemlich steilen und verblockten Wanderweg. Ich lief hier wesentlich mehr als ich fuhr. Das lag halt auch an meinen Klickpedalen und der panischen Angst bei schwierigen Stellen nicht rechtzeitig ausklicken zu können. So hielt ich auch oftmals an nicht einsehbaren Stellen an. Immer mal wieder war ich aber auch mutig und ging für meinen Fahrlevel schwere Stellen an. Viel gefährlicher als Laufen bergab mit Rad und nicht wirklich geeignetem Schuhwerk war es ohnehin nicht.
Nach fast 45 Minuten war der Spuck dann vorbei. Die letzten Meter waren gut zu fahren, dann folgte ein kurzes Schotterstück ehe ich die Straße Richtung Bramans erreichte. Die Fahrt dorthin machte dann Spaß, eine nette Abfahrt auf kleiner aber mit gutem Belag versehener Straße, nur eine harmlose Zwischensteigung und quasi kein Verkehr. Um kurz nach 16 Uhr erreichte ich dann müde aber zufrieden wieder mein Auto. Als Tagespensum standen 45 km, 1.450 hm und eine reine Fahrtzeit von 3:40 h zu Buche. Die Weiterfahrt mit dem Auto durch den Frejus-Tunnel nach Bardonecchia war dann schnell erledigt. Dort suchte ich dann aber ne Weile nach einem Supermarkt. Ich deckte mich ordentlich ein und fuhr zu meiner Ferienwohnung der Residence Cianfuran. Der Weg dort hinauf auf schmaler kurviger Straße machte mit dem Auto nicht wirklich Spaß. Dort angekommen erfuhr ich dann auch, dass das Restaurant Corona bedingt geschlossen hatte. Ich müsste also abends zum Essen auch jedes Mal nach Bardonecchia runter. Außerdem hatte ich nur ein Schlafsofa, genau das wollte ich eigentlich verhindern. Die Buchung der Wohnung war aber auch etwas stressig. Ich hatte eigentlich in Bardonecchia direkt schon etwas gebucht, bekam dann aber eine halbe Stunde später die Mitteilung von booking.com, dass die Wohnung doch schon belegt war. Leicht entnervt wählte ich dann eine Alternative und hatte da vielleicht nicht sorgfältig genug recherchiert. Ich merkte denn auch schnell, dass ich auf dem Sofa nicht schlafen konnte. So legte ich die Matratze auf den Boden und das funktionierte überraschend gut. Abends ging ich im Stella Alpina Essen. Hier bekam man vom Hotel 10% Rabat. Für meine Lasagne mit Radler zahlte ich trotzdem noch stolze 20 Euro. Dafür gab es geschmacklich nichts zu meckern. Ich spürte deutlich die Strapazen des Tages und versuchte daher früh zu Bett zu gehen. Als Fazit musste ich feststellen, dass der erste Tag mit Anreise evtl. immer noch zu hart war. Außerdem wäre das Fort Turra vielleicht die bessere Wahl gewesen. Wenn man schon in die Hochebene des Lac du Mont Cenis fährt, sollte man auch einen Blick auf diesen einzigartigen See werfen können. Und auch für die Abfahrt hätte man sich eine Alternative überlegen können.
Ich hatte mit meiner Matratze auf dem Boden überraschend gut geschlafen und überlegte morgens noch lange, welche Tour ich im Anschluss fahren sollte. Laut Plan stand heute der Colle della Rho auf dem Programm. Hier musste ich aber vor allem bergauf mit langen Schiebepassagen rechnen. Das wollte ich mir heute nicht antun, also entschied ich mich für den Punta de la Mulattiera mit der Option dem Col de la Lauze noch mal einen Besuch abzustatten. Als ob ich dort nicht auch kilometerlang schieben müsste :-) Ich frühstückte wie immer lecker Müsli und machte mich kurze Zeit später mit dem Auto auf in Richtung Oulx. Dort parkte ich und startete um 8:10 Uhr meine zweite Tour. Leider benötigte ich drei Versuche, ehe ich endlich den Radweg Richtung Beaulard fand und stand auch noch 10 Minuten an einer Bahnschranke, so vergeudete ich unnötig Zeit. Der Weg bis Beaulard war dann immerhin schön zu fahren. Zwar mit kleinen Zwischensteigungen aber auf weichem Waldboden und ohne Verkehr sicher schöner als auf der parallel laufenden SS335. In Beaulard hatte ich dann wieder Asphalt unter den Rädern, allerdings auch direkt Steigungsprozente jenseits der 10%. Der Schweiß drang mir direkt wieder aus allen Poren und das, obwohl ich zumindest anfangs viel im Schatten fahren konnte. Ich war jetzt schon froh nicht den Colle della Rho gewählt zu haben. Nur schwer fand ich einen Rhythmus und musste bereits hier viel auf dem größten Ritzel fahren. Die kleine Straße war aber schön zu fahren. Verkehr gab es keinen und ab und zu konnte man einen schönen Blick Richtung Oulx werfen.
Um 9:20 Uhr erreichte ich den kleinen netten Weiler Puys. Ich hatte noch nicht einmal 1/3 der Strecke geschafft, gefühlt hatte ich aber schon genug Höhenmeter für heute. Der Belag wechselte nun von Asphalt auf Schotter. Aber dafür wurde ich direkt nach Puys mit einem kurzen Flachstück belohnt. Dann wurde es wieder steiler. Immer mal wieder lagen auch größere Steine im Weg und es wurde grobschottrig. Man musste hier schon ein wenig auf die Linienwahl achten. Aber es war alles noch problemlos zu fahren. Nach Puys fuhr ich dafür auch ausnahmslos im Schatten. Mein Körper bekam dies nur scheinbar nicht mit. Die Schweißproduktion lief jedenfalls nach wie vor auf Hochtouren. Die Aussichten beschränkten sich immer noch auf den Blick ins Tal Richtung Susa. Um 10:00 Uhr machte ich eine erste kleine Pause ehe ich die Fahrt fortsetzte. Die Aussicht wurde nun besser und auch der Belag wurde zumindest gefühlt etwas einfacher zu fahren. Trotzdem hatte ich bereits ziemlich müde Beine. Ich versuchte über mein Handy und GPS meinen Standort zu ermitteln und war entsetzt, als ich sah, dass ich noch immer drei lange Serpentinen zu bewältigen hatte, ehe ich die Abzweigung am Punta Colomion erreichen würde. Gott sei Dank, irrte mein Handy und keine 2 Minuten später erreichte ich die Kreuzung auf 2.000m Höhe. Von oben kam mir ein E-Mountainbiker entgegen, meine erste Begegnung seit Beaulard. Mit zunehmender Höhe verließ ich nun den Wald und dadurch wurde auch die Aussicht immer besser. Der Belag wurde nun noch einmal einfacher und auch die Steigung ließ insgesamt etwas nach. Dafür musste ich nun immer mehr in der Sonne fahren. Bald schon sah ich weit über mir eine Serpentine um einen markanten Stein. Von dort aus würde ich sicher die Passhöhe sehen könne, dachte ich mir.
Ich kämpfte mich also weiter zu meinem nächsten erklärten Ziel. Der Weg bis dorthin zog sich noch mal ganz schön. Unterwegs traf ich noch einige Bauarbeiter. Scheinbar wird der Weg also in Schuss gehalten. Als ich die Serpentine endlich erreichte, wurde ich aber belohnt, die Kasernen und damit auch die Passhöhe waren zu sehen. Die letzten Meter Richtung Passhöhe wurden dann wieder etwas kniffliger und auch die Steigung zog noch mal an. Trotzdem war alles fahrend zu bewältigen. Um etwa 11:30 Uhr befand ich mich kurz unterhalb der Passhöhe. Dann beging ich einen dummen aber entscheidenden Fehler. Anstatt einfach die letzten Meter bis zu einer Kuppe zu schieben, wendete ich mich nach rechts und erreichte kurze Zeit später einen kleinen Tunnel.
Ich fuhr hindurch, konnte auf der anderen Seite aber keinen Weg ins Tal ausmachen. Ich fuhr mal nach links und danach nach rechts, alles ohne Erfolg. Der Versuch über das Handy meinen Standort zu ermitteln, scheiterte am fehlenden Netz. Der Kartenausdruck den ich hatte, war zu klein, um mich wirklich zu orientieren. Ich machte erstmal eine Pause, aß etwas und verfluchte mich. „Wie dämlich kann man eigentlich sein, wenn man sich auf einer Passhöhe verfährt“, dachte ich mir. Aber hier oben waren eben noch einige Festungsanlagen und alle waren mit Wegen verbunden. Zu guter Letzt fuhr ich wieder durch das Tunnel zurück, schob diesmal die zwanzig steilen Meter zu der Kuppe und schwupps di wupps war ich da, wo ich eigentlich hin wollte. Ich schüttelte den Kopf war aber auch gleichzeitig froh. „Das hätteste auch einfacher haben können“, dachte ich mir. Wenigstens hatte ich so die Aussicht auf alle Seiten genießen dürfen und die wusste durchaus zu gefallen. Ich machte noch einmal eine kurze Pause, aß gleich noch etwas und setzte meine Fahrt fort. Meine Planung sah vor, den Col de la Lauze noch mitzunehmen, sofern ich früh genug den Punta de la Mulattiera meistern würde. Zwar hatte mich die Suche nach der Abfahrt einiges an Zeit gekostet, aber jetzt schon umzudrehen kam auch nicht in Frage. Also wählte ich die Abfahrt Richtung Chalet des Acles. Zumindest von oben sah diese auch fahrbar aus. Das war sie dann auch, jedenfalls zu 95%. Es war alles dabei, von flowig mit Anliegern, viele Serpentinen, teilweise Spitzkehren, teilweise Schotter aber auch Wurzelpassagen und steilere leicht verblockte Stellen. Ich war zufrieden, da ich auch für mich schwere Stellen größtenteils auf dem Rad meisterte. So langsam erlangte ich eine gewisse Sicherheit. Ich traf auf der Abfahrt noch eine kleine Gruppe italienischer Mountainbiker, ansonsten war ich mal wieder alleine unterwegs.
Die letzten Meter über ein Geröllfeld absteigend, musste ich dann wieder vom Sattel, aber das dürfte niemand fahrend bewältigen können. Dann erreichte ich einen breiten Weg. Von dort aus war es ein kurzes einfaches Stück zu den Chalets des Acles. Diese schienen ziemlich unbewohnt zu sein. Vielleicht war die verschüttete Straße von Roubion aus, die ich 2019 meistern musste tatsächlich nicht repariert worden und die Chalets damit nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. Ich füllte am Brunnen wieder meine Wasserflaschen. Um 12:50 Uhr startete ich dann zum zweiten Mal in meinem Leben das Abenteuer Col de la Lauze. Zunächst schaffte ich es wieder trocken den kleinen Fluss zu überqueren und befand mich sofort in einem steilen unfahrbaren Abschnitt wieder. Kurz danach konnte ich noch mal für ein kurzes Stück in den Sattel, ehe es für längere Zeit wieder zu steil wurde. Immerhin ließ sich das Rad aber gut schieben. Am Ende des zweiten Schiebestückes erreichte ich das größere Geröllfeld. Zu meiner Überraschung war in der Mitte ein ziemlich breiter fester Weg planiert. Die Überquerung war so überhaupt kein Problem mehr. Hier waren mit ziemlicher Sicherheit größere Maschinen am Werk. Wenn die bis dahin gekommen waren, dann dürfte auch die Auffahrt zu den Chalets instandgesetzt worden sein. Auch danach war erstmal Schieben angesagt, ehe ich wieder mal für längere Zeit fahren konnte. Wieder musste ich danach neben das Rad. Dann erreichte ich den Abzweig, den ich vor zwei Jahren wohl verpasst hatte. Von dem breiten Weg geht rechts ein schmaler Trampelpfad ab, der kurz danach wieder auf dem breiten Weg landet. Nur wenige Meter später zweigt er wieder rechts ab. Diesen Abzweig sollte man auf jeden Fall nehmen, denn geradeaus landet man in einer Sackgasse.
Der nun folgende Singletrail ist bergab sicher schön zu fahren. Bergauf ist er einfach zu steil, so war wieder längere Zeit schieben angesagt. Immer mal wieder konnte ich zwischendrin aufs Rad steigen, aber lange blieb ich nie im Sattel. Um etwa 13:40 Uhr hatte ich die erste Steilstufe überwunden und konnte in weiter Ferne schon die Passhöhe sehen. Von nun an wechselten sich fahrbare und nicht fahrbare Abschnitte ab und so kam ich deutlich schneller voran als bisher. Um 14:15 Uhr hatte ich dann das Gröbste hinter mir, ich befand mich nun auf der Passhöhe des Col de Dourmillouse. Die letzten Meter musste man sich noch einmal erkämpfen. Dafür war die Aussicht einfach wieder fantastisch. Zwei hohe Berge rechts und links verhindern ein Rundum- Panorama. Trotzdem erfüllt es einem mit Stolz in so einer hochalpinen Landschaft mit dem Rad zu stehen.
Leider hatte ich in Erinnerung, dass die Querung zum Col de la Lauze komplett fahrbar war. Dem ist leider nicht so. Der Großteil ist zwar fahrbar, aber zwischendrin musste ich doch immer mal wieder kurz vom Rad. Das letzte Stück dürfte dann für jeden unfahrbar sein. Ein paar Meter trug ich mein Rad, dann versuchte ich es weiter mit Schieben. Diese steile letzte Rampe zog sich noch einmal gefühlt ewig und mir ordentlich Körner aus dem Körper. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte 10 Meter unterhalb der Passhöhe noch einmal eine Pause eingelegt. Ich riss mich aber zusammen und stand so etwa 15 Minuten nach dem Col de Dourmillouse auch auf dem zweiten Hochpunkt. Glücklich und zufrieden genoss ich die Aussicht auf der Passhöhe des Col de la Lauze. Man sah wunderbar den bisherigen Streckenverlauf vom Col de Dourmillouse kommend und auch die Weiterfahrt Richtung Montegenevre war gut zu erkennen. Mein Akku war nun allerdings leer, genauso wie der meines Handys. Da musste ich dringend mal danach sehen. Wenn das Ding nicht mal einen Tag standhielt, war es nur begrenzt zu gebrauchen. Von den Chalets bis zum Col de la Lauze hatte ich außer ein paar Wanderern niemanden getroffen.
Nun folgte also die Abfahrt Richtung Frankreich. Diesmal trübte mich meine Erinnerung nicht. Sie war fast problemlos zu fahren. Teilweise sind die Spurrinnen schon gut ausgefahren und man sollte etwas vorausschauend fahren, um immer die richtige zu erwischen. Einmal gelang mir das nicht und so schaffte es zwar mein Vorderrad in die leichtere Spur, mein Hinterrad blieb aber hängen, so dass ich einen kleinen Abflug hinlegte. Gott sei Dank blieb er aber ohne Folgen. Gegen Ende musste ich noch zwei kleinere steile und grobschottrige Abschnitte überstehen. Hier hatte ich auch zweimal richtig Glück dass ich mich nicht auf die Schnauze legte, weil mein Rad sämtliche Traktion verlor und ich mich mehr schwimmend und surfend gen Tal bewegte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass man ein Teilstück auch hätte umfahren können. Schließlich erreichte ich die Straße Richtung Montegenevre und war glücklich wieder Asphalt unter meinen Füßen zu haben. Da ich auch einige Teilstücke seit dem Abzweig zum Col de Chaberton selbst bergab nicht hatte fahren können, stand für mich außer Frage, dass ich dieses Abenteuer nicht von der französischen Seite in Angriff nehmen konnte. Wenn ich schon auf dem einfachen Teil stellenweise schieben musste, dann würde das ganze Unterfangen mehr einer Wanderung gleichen als einer Biketour.
Die Abfahrt nach Cesana war dann schnell und gut zu fahren, auch weil ich auf irgendwelche Abenteuer abseits der Straße verzichtete. Ab Cesana wurde es dann etwas mühevoller und ich musste auch wegen dem aufkommenden Gegenwind immer wieder mittreten. Trotzdem erreichte ich bald schon Oulx und damit war mein zweiter Tag nach 64 km, 2.050 Höhenmeter und einer reinen Fahrtzeit von etwa 6 Stunden um 16:00 Uhr vorüber. Ich ging abends wieder in Bardonecchia Essen, diesmal im La Filanda. Dort gab es für mich Salat im Poulet und der war außerordentlich lecker und mit 14 Euro einschl. Wasser auch sehr günstig. Abends regnete es dann noch etwas aber für den nächsten Tag war wieder tolles Wetter vorhergesagt.
Ich hatte wieder einmal gut geschlafen, trotzdem war die Nacht schon um kurz nach 6 Uhr zu Ende. Ich war sehr müde, ein Blick nach draußen machte mich aber schnell munter. Eein strahlend blauer Himmel wetteiferte mit dem vom Sonnenlicht angestrahlten Bergen um die Wette. Ich frühstückte in aller Ruhe, packte meine Sachen und fuhr mit dem Auto über den Col de l’Echelle. Ich hatte den Passnamen natürlich schon öfters gehört, aber mich nie näher mit ihm befasst, da er mit dem Rennrad nur schwer in eine sinnvolle Runde einzubinden ist und auch auf einer Transalp keinen Mehrwert liefert. Das ändert sich aber nun. Der Pass war einfach nur geil zu fahren, selbst mit dem PKW. Eine kühne Straßenführung, tolle Aussichten, weiter oben eine schöne kleine Hochebene mit Nadelbäumen und dazu kaum Verkehr. Auf der anderen Seite ging es hinab nach Roubion. Dort auf dem Parkplatz war die Hölle los. Scharen von Wanderern machten sich auf. Keine Ahnung ob das hier zu der Jahreszeit immer so ist, oder hier ein spezieller Event stattfand. Ich hoffte nur, dass wir uns nicht des Öfteren in die Quere kommen würden. Um 8:24 startete ich meine dritte Tour. Auf der weiteren Abfahrt Richtung Val des Pres war es bitter kalt. So früh am Morgen spendeten die hohen Berge neben mir noch reichlich Schatten. Es hatte hier nicht einmal 10°. Für eine Abfahrt in kurz/kurz etwas optimistisch aber ich dachte ich hätte nur ein paar Minuten zu fahren. Letztlich waren es dann doch 10 km und ich war froh als ich endlich Val de Pres erreichte und wieder Höhenmeter vernichten durfte. Bereits die ersten Serpentinen fühlten sich schon gut steil an und obwohl es hier eigentlich immer noch frisch war, begann ich sofort wieder mächtig zu schwitzen. Der Weg war ok, ab und zu etwas ausgewaschen aber es war immer eine gute Spur zu finden. Die Aussicht dagegen war anfangs noch begrenzt, da der Weg mehrheitlich im Wald verlief.
Nach etlichen Serpentinen erreichte ich schließlich Granon und traf dort ein Pärchen auf E-Mountainbikes. Nach Granon wurde es kurz etwas flacher und ich genoss die willkommene Abwechslung. Es war aber nur ein kurzes Stück, dann zog die Steigung wieder deutlich an. Außerdem wurde auch der Weg etwas ruppiger. Etwa einen Kilometer nach Granon wendet sich die Straße Richtung Nordosten. Die Aussicht veränderte sich nun auch. Statt ins Tal Richtung Briancon zu blicken, war nun der Mont Chaberton mein ständiger Begleiter und von hier aus konnte man nicht glauben, dass man diesen Koloss tatsächlich mit dem Mountainbike bezwingen konnte.
Ich sah schon bald eine Serpentine über mir und vermutete hier den Kulminationspunkt. Diesen musste man sich noch einmal hart erarbeiten. Für etwa 200 Meter musste ich sogar vom Rad. Zu steil und zu viel grober Schotter verhinderten eine Weiterfahrt. Bei meiner kurzen Wandereinlage wurde ich von einer Schafsherde beobachtet. Naja, eigentlich war es eher ich, der sie beobachtete. Hier musste man sich vor den gefürchteten Hirtenhunden in Acht nehmen. Diesmal wurde ich von einer Zusammenkunft aber verschont. Als ich die Serpentine erreichte, wurde ich zunächst enttäuscht, es ging weiter bergauf. Auch die nächste brachte nicht den ersehnten Hochpunkt. Doch dann öffnete sich das Tal endlich und ich sah etwa 100 Meter Luftlinie vor mir endlich den ersten Kulminationspunkt. Kurz davor passierte ich einen einsam stehenden Baum und nutzte die Gelegenheit. Im Schatten des Baumes machte ich eine längere Pause und genoss die Aussicht. Berge ohne Ende erfassten meine Augen. Es war gerade einmal 10:45 Uhr und ich war zufrieden wie ich bisher vorangekommen war. Während meiner Pause durfte ich in unmittelbarer Nähe noch zwei Rehe bewundern und traf einen französischen E-Mountainbiker. Dann setzte ich meine Fahrt fort.
Ich spürte nun leichte Schmerzen im Knie und beschloss künftig, mehr noch als sonst auf eine ausreichend hohe Trittfrequenz zu achten. Das war zunächst kein Problem, ging es doch für zwei Kilometer auf gut fahrbarer Schotterstraße bergab. Erst kurz vor dem Fort d’Olive begann der Weg wieder anzusteigen und wurde auch schwieriger zu fahren. Um 11:40 Uhr erreichte ich schließlich das Fort und besichtigte es ausgiebig. Die Aussicht war auch hier einfach fantastisch. Ich erkannt am gegenüberliegenden Hang den Weg von Plampinet zu den Chalet des Acles. Von hier sah der Weg einfach nur atemberaubend aus. Und auch von den Verwüstungen von vor zwei Jahren sah man zumindest von hier nichts. Scheinbar wurde der Weg tatsächlich gerichtet. Nur das nächste Ziel den Tortenbunker, das Fort de Lenlon war von hier nicht zu sehen. Ich trug noch mal Sonnencreme auf und machte mir ob meiner schwindenden Wasservorräte etwas Sorgen. Nach einer viertel Stunde Pause am Fort d’Olive setzte ich meine Fahrt fort.
Wobei Fahrt leider nicht stimmte. Für die nächsten zwei Kilometer war an fahren nicht zu denken. Wieder einmal zwang mich die Kombination sausteil, grober Schotter und ausgewaschener Weg zum Schieben. Ich ließ noch einmal ordentlich Körner liegen, ehe ich endlich die Hochebene erreichte und kurz bevor das Fort de Lenlon zu sehen war wieder in den Sattel steigen konnte. Es war nun nicht mehr so steil und selbst die letzten Meter bis zum Tortenbunker waren fahrbar. Um 12:25 Uhr erreichte ich das zweite Fort. Auch hier war die Aussicht einfach der Hammer. Leider kann man das kreisrunde Gebäude nicht von innen besichtigen. Aber bei einem nahezu 360° Panorama kann man das verschmerzen. Ich aß etwas Obst und genoss die Aussicht. Hier oben war ich erstmals auch nicht alleine. Einige Wanderer machten ebenfalls Pause und in der Ferne sah ich zwei Mountainbiker. Auf dem gleichen Weg ging es nun ein kurzes Stück zurück, dann wandte ich mich nach rechts Richtung Col de Granon.
Auf einer gut fahrbaren Schotterstraße ging es nun zunächst etwas steiler abwärts und danach leicht ansteigend Richtung Passhöhe. Diese war ebenso wie die Strecke dorthin schon von weitem zu sehen. Unterwegs traf ich auch einen Gravelbiker. Das konnte ich mir hier nicht vorstellen, aber wahrscheinlich unterschätze ich einfach maßlos, was man mit den Dingern anstellen kann. Nach etwa 35 Minuten erreichte ich schließlich den Col de Granon. Und auch hier blieb mir der Mund offen stehen. Es war ja gerade einmal zwei Jahre her, als ich hier oben bei Nieselregen und Temperaturen kurz vor dem Gefrierpunkt mit dem Rennrad von Briancon hochgefahren war. Damals sah ich außer tiefhängenden Wolken rein gar nichts. Doch nun viel mein Blick auf eine endlose Kette von Bergen mit dem schneebedeckten Ecrins Massiv als Höhepunkt. Dementsprechend war hier oben auch mächtig was los. Ich brauchte einige Minuten, um meine Wasserflaschen in der Gaststätte auffüllen zu lassen. Da die Passhöhe aber sehr weitläufig ist, fand ich ein ruhiges Plätzchen und machte eine längere Pause. Um 13:35 Uhr setzte ich meine Fahrt dann fort.
Es ging zunächst ein paar Meter auf Asphalt hinab Richtung Briancon. In der ersten Serpentine fuhr ich dann einfach geradeaus und gleich danach links auf einen Schotterweg Richtung Col de Buffere. Mein Handy Akku war inzwischen wieder leer und sofort beschlich mich wieder ein ungutes Gefühl. Es ist schon seltsam, wie schnell man von den Teilen abhängig wird. Auf meinen ersten Alpentouren hatte ich noch gar kein Handy und jetzt fühlte ich mich unwohl, weil es mal für zwei Stunden nicht funktionierte. Wenigstens hatte ich noch meine Digicam dabei, so konnte ich wenigstens weiterhin Fotos schießen. Der Weg war nicht ganz so einfach zu fahren. Vor allem konnte ich nicht langsam fahren um mich so zu erholen, sondern musste immer wieder etwas Gas geben um die nötige Stabilität ins Bike zu bekommen. Daher gönnte ich mir immer mal wieder kurze Pausen. Außer dem einen oder anderen Wanderer der mir entgegen kam, war man hier auch wieder alleine unterwegs.
Ich war froh, als ich nach 4,5 km endlich den Col de Buffere erreichte. Ich machte nur eine kurze Pause und wagte mich an die Abfahrt, von der ich nicht wirklich wusste, was mich erwartete. Die ersten paar Meter waren noch schön flowig zu fahren, dann folgte ein Abschnitt in einer tiefen Steinfurche. Hier war an Fahren nicht zu denken. Aber auch danach war der Weg für mich nicht immer fahrbar. Es war eigentlich wie so oft im Verlauf des bisherigen Urlaubs. Die einzelnen Stellen für sich genommen waren nicht schwer und hatten wahrscheinlich S2-Niveau. Aber wenn ich den weiteren Verlauf nicht einsehen konnte, und mir nicht sicher war, ob ich in dem steilen Gelände sicher anhalten und aus den Klickpedalen kommen würde. Dann ja dann hielt ich im Zweifel lieber vorher an. Daran muss ich dringend weiter arbeiten, Trackstand ole. Unten raus wurde es dann immer besser, aber trotzdem gab es auch hier kurze Stücke die ich zu Fuß ging. Dann erreichte ich das Refuge de Buffere. Hier war wieder deutlich mehr los. Und auch die Polizei war mit einem Hubschrauber vor Ort. Die fragte ich dann gleich mal, was der einfachste Weg ins Tal sei. Sie legten mir die rechte Alternative ans Herz, also folgte ich dieser. Der Weg war dann aber nicht ohne. Sehr steil und auch mit viel Schotter belegt, forderte er die gesamte Aufmerksamkeit für sich. Mit einer kleinen Pause zwischendrin erreichte ich aber rasch das Tal der Claree.
Der folgende Wanderweg war dann leider auch nicht komplett fahrbar. Auch auf die vielen Wanderer die hier unterwegs waren, musste ich natürlich Rücksicht nehmen. Zu allem Überfluss war auch noch ein Teil gesperrt, was mir zusätzlich zu schiebende Höhenmeter einbrachten. Davon abgesehen war der Weg aber herrlich angelegt und schön zu fahren. Um 15:40 Uhr erreichte ich schließlich wieder nach 56 km, 1.570 hm und einer reinen Fahrtzeit von 5:27 h mein Auto und es ging zurück über den Col de l’Echelle nach Bardonecchia. Ich besuchte noch den örtlichen Supermarkt und brauchte ewig, bis ich etwas Tiefkühlkost fand. Ich hatte einfach keine Lust abends wieder runter zu düsen, zumal die Restaurants meist erst ab 19:00 Uhr öffneten und mir das einfach zu spät war. So nahm ich eine Pizza mit, die ich beim Ausladen an der Ferienwohnung prompt auf dem Autodach liegen ließ und erst später wieder abholte. Außerdem stellte ich dann fest, dass ich gar keinen Backofen hatte. Ein bisschen Internetrecherche später lag die Pizza in der Kombi-Mikrowelle und später noch etwas in der Pfanne. Und am Ende muss ich sagen, sie hat überraschend lecker geschmeckt. Erstmals wusch ich danach mal ein paar Radklamotten, da ich nur drei Garnituren Trikots/Hose dabei hatte. Abends buchte ich mir dann noch ein Zugticket für den nächsten Tag nach Salbertrand, so konnte ich mir die fast 20 km lange Anfahrt auf der SS335 sparen. Danach ging es wie immer einigermaßen früh schlafen.
Um 6:10 Uhr war die Nacht schon wieder zu Ende, ich lümmelte aber noch eine halbe Stunde im Bett herum bis ich mich bequemte aufzustehen. Heute stand der Monte Jafferau auf dem Programm, dieses Mal aber über die Auffahrt von Salbertrand also mit dem berüchtigten Tunnel. Pflichtbewusst kontrollierte ich nach dem Frühstück noch einmal mein Vorderlicht. Geht an, zack geht wieder aus und nicht mehr an. „Das ist jetzt ein Scherz“, dachte ich mir, ich hatte das Teil zuhause definitiv aufgeladen. Ein Öffnen des Batteriefachs brachte dann die Erleuchtung. Die Batterien waren ausgelaufen. Irgendwo noch Batterien herzukriegen war sicher nicht so schwer. Aber darauf alleine wollte ich mich nicht verlassen. Eine Taschenlampe (warum hatte ich eigentlich von zuhause keine mitgenommen!) wollte ich zur Sicherheit auch noch dabei haben. Und die dürfte schon schwieriger aufzutreiben sein. Ich beschloss mein Glück im Supermarkt zu versuchen und falls es scheiterte, einfach umzuplanen und heute den Colle della Rho zu fahren. Das hätte dann aber bedeutet am Samstag den Jafferau zu fahren und dort war dieser für Motoräder nicht gesperrt. Ich ging also in den Supermarkt und hatte Glück, ich bekam sowohl Batterien als auch eine kleine Taschenlampe. Danach fand ich noch einen kostenlosen Parkplatz und schaffte es gerade noch rechtzeitig in den Zug Richtung Salbertrand. Um 8:44 Uhr startete ich schließlich in Salbertrand meine vierte Tour. Ich fand rasch den richtigen Weg und bei wieder einmal super Wetter pedalierte ich mir locker die Müdigkeit aus den Beinen.
Durch die fehlende Anfahrt ging es aber direkt in den Anstieg. Die ersten 5 km legte ich noch auf Asphalt zurück und auch die Steigung war zu Beginn noch erträglich. So fühlten sich meine Beine überraschend frisch an. Ab der Kapelle Moncellier di Sopra ging der Asphalt dann in Schotter über. Dieser war aber gut zu fahren und ich fand immer eine plattgewalzte Spur. Da auch die Steigung recht gleichmäßig war und nur selten zweitstellige Werte erreichte, kam ich gut voran. Immer wieder dachte ich, jetzt müssten doch bald die drei Serpentinen kommen, welche das Erreichen des Fort Pramand ankündigten. Doch der Weg zog sich länger und länger. Ich wurde langsam müde und Hunger machte sich breit. Gut dass ich hier zum großen Teil noch im Schatten fuhr, dadurch blieb mir wenigsten das unsägliche Schwitzen einigermaßen erspart. Dann endlich erreichte ich ein kleines Tunnel und eine Brücke und sah ein gutes Stück über mir das Fort. Es folgten noch die drei Serpentinen ehe ich am Abzweig zum Fort Pramand stand. Dort traf ich auf einen Mountainbiker und einen Schäferhund der lautstark zu erklären versuchte, wer hier Chef im Ring ist. Er kam mir aber nicht zu nahe und so setzte ich meine Fahrt ohne weitere Zwischenfälle fort. Die ersten 500 Meter waren noch locker auf dem großen Kettenblatt wegzudrücken und ich wähnte mich in einigen Augenblicken schon oben. Dann wurde es aber richtig steil und an einer steilen, mit großen Steinen bedeckten Stelle musste ich sogar vom Rad. Nach etwa sieben Minuten Arbeit kam ich dann aber um 10:40 Uhr oben an. Ich genoss die tolle Aussicht und machte erstmal fast eine halbe Stunde Pause.
Um 11:10 Uhr setzte ich schließlich meine Fahrt fort. Der Rückweg war bis auf die knifflige Stelle bei der ich bergauf absteigen musste problemlos zu fahren. Zunächst ging es dann mit geringer Steigung weiter, der Belag war noch immer einfach zu fahren. Es dauerte denn auch nicht lange, da erreichte ich den Tunnel. Ich verstaute alles bis auf meine Taschenlampe im Rucksack. Außerdem stellte ich den Sattel etwas tiefer, das sollte die Umfallwahrscheinlichkeit reduzieren, falls ich unfreiwillig absteigen musste. Dann traute ich mich mit mulmigem Gefühl in das rasch dunkel werdende Nichts. Der Weg war aber erstaunlich gut zu fahren. Es lief mir zwar eine Menge Wasser entgegen, aber das Licht war hell genug, um den Boden gut zu sehen. Außerdem war der Belag ziemlich glatt, ohne störende Schlaglöcher. Trotzdem ist man froh, wenn nach einer Weile der zweite Knick folgt, und man das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels sehen kann. Man sollte dann aber nicht zu euphorisch sein. Kurz vor dem Ende geht es ein Stück leicht bergab in eine Senke. Dort sammelt sich natürlich das Wasser und man hat keine Ahnung wie tief es dort steht. Bei mir dürften es etwa 10 cm gewesen sein. Ich erreichte aber unbeschadet und damit zufrieden den Ausgang des Tunnels.
Für kurze Zeit ging es dann eben weiter, ehe eine lockere Abfahrt folgte. Die Steigung zog dann noch einmal auf 10% an, ehe ich um genau 12 Uhr die Strecke erreichte, die über etliche Serpentinen von Savoulx Richtung Monte Jafferau führt und die ich 2018 mit dem Crossbike gefahren war. Die Steigung ließ nun wieder etwas nach und der Weg war weiterhin einfach zu fahren. Leider begann sich nun ein anderes Problem bemerkbar zu machen. Immer mal wieder knackte mein Hinterrad verdächtig. Anfangs machte ich mir keine großen Gedanken, doch das Knacken wurde häufiger. Zunächst vermutete ich die Schaltung wäre schlecht eingestellt, da ich auf dem größten Ritzel fuhr und trotzdem noch mal schalten konnte. Allerdings merkte ich nach einer Weile, dass ich gleichzeitig mit dem Knacken auch immer ins Leere trat. War meine Kette vielleicht hinüber und rutschte durch? Aber das sollte eigentlich keinen solchen Lärm verursachen. Das Problem wurde mit der Zeit immer schlimmer, sobald ich etwas mehr Druck aufs Pedal ausübte, trat es auf. Irgendwann trat ich komplett ins Leere und musste vom Rad steigen. Ich befand mich etwa 1,5 km unterhalb der Passhöhe des Col Basset und konnte diese auch schon sehen. Ich begutachtete mein Rad, konnte aber nichts feststellen. Daher beschloss ich, erst mal bis zur Passhöhe zu laufen, und mir dann den Schaden genauer anzuschauen. Es waren zwar nur 2 Serpentinen, trotzdem zog sich die Wanderung und ich brauchte 30 Minuten bis ich oben ankam.
Oben baute ich das Hinterrad aus und dachte zunächst das Ritzelpaket hätte sich gelockert. Aber Werkzeug dafür hätte ich ohnehin nicht dabei gehabt. Trotzdem werkelte ich ein wenig herum und war der Meinung es hätte sich gebessert. Also setzte ich meine Fahrt Richtung Monte Jafferau fort. Auf den nächsten drei Kilometern bis zum Beginn des Schlussanstieges waren zwar nicht mal 100 Höhenmeter zu bewältigen, allerdings gab es immer wieder kurze Zwischenabfahrten und daher auch kurze Anstiege. Und die konnte ich mittlerweile überhaupt nicht mehr fahren. Zu allem Überfluss hatte ich auch keine Wasser mehr. Ich überlegte eine Weile was ich tun sollte, entschloss mich dann aber schweren Herzens umzukehren. Vielleicht hätte ich mir die Wanderung auf den Monte Jafferau mit vollen Wasserflaschen gegeben. Vor allem wäre ich gerne weiter gefahren, um mir wenigstens die Abfahrt Richtung Fort Foens von oben anzuschauen. Aber bis ich auf den Monte Jafferau hoch und runtergelaufen wäre, wäre locker noch mal ne Stunde vergangen. Und falls die Abfahrt Richtung Foens nicht fahrbar gewesen wäre, hätte ich auch noch mal bis zum Col Basset größtenteils zurücklaufen dürfen. Das machte einfach keinen Sinn. Schweren Herzens sagte ich dem Monte Jafferau adieu und versuchte einigermaßen fahrend wieder zum Col Basset zu kommen.
Ich musste jetzt eben irgendwie einen vernünftigen Weg nach Bardonecchia finden, der möglichst nur bergab ging. Am Col Basset angekommen, fuhr ich den gleichen Weg wieder zurück bis zum Abzweig nach Savoulx. Dann warf ich einen Blick in die Karte, welcher Weg wohl der sinnvollere wäre und entschied mich, dem ursprünglichen Plan weiter zu folgen, über Foens und Gleise direkt zu meiner Unterkunft zu fahren. Der Weg war zwar problemlos zu fahren, so ganz ohne Wasser war es aber trotzdem kein Zuckerschlecken. Am Fort Foens angekommen, verzichtete ich auf eine Besichtigung und nahm direkt den Singletrail der rechts neben der ersten Ruine bergab führte. Jetzt wurde ich dann doch noch für einiges entschädigt. Der Trail verlief zunächst sehr flowig auf viel Waldboden und wenig Schotter nur gemächlich steil Richtung Tal. Immer mal wieder gab es kleinere technische Stellen zu bewältigen, mal ein paar verblockte Steine, mal eine kurze Wurzelpassage, aber nichts was den Fahrfluss und damit den Fahrspaß wirklich bremste. Das Ganze war nur tierisch anstrengend. So lange am Stück in der Aktivposition zu fahren, war ich einfach nicht gewöhnt. Mir scheint, man kann mit Intervalltraining und Anstiegen von maximal 100 hm am Stück zwar eine ordentliche Bergform erreichen und in den Alpen auch mal 1.500 hm am Stück bergauf pedalieren. Fürs bergab ballern, reicht das aber wohl nicht aus. Zumal die Trails auf meinen Runden wahrscheinlich noch deutlich kürzer sind als 50 Tiefenmeter. So musste ich immer mal wieder kurz anhalten und mich ein wenig ausruhen. An einer Weggabelung wählte ich den rechten Weg und es ging genau so weiter.
Die letzten Meter befuhr ich dann noch einen kurzen Wiesentrail, dann erreichte ich die Straße und um 14:30 Uhr nach 44 km, 1.700 hm und einer reinen Fahrtzeit von 5:30 h schließlich meine Unterkunft. Ich duschte erstmal und füllte meine Wasserspeicher auf. Dann suchte ich mir in der Stadt einen Bikeladen und versuchte mit Händen, Füßen und wackeligem Englisch mein Problem zu schildern. Die Jungs vom Calzati Bike Shop direkt im Bikepark Bardonecchia waren aber sehr freundlich und hilfsbereit. Er sagte mir zu, den Schaden bis 18:00 Uhr zu begutachten. Also ließ ich mein Rad dort, ging noch in den Supermarkt und aß im Hotel noch etwas. Um 18:00 Uhr ging es dann zurück in den Bikeladen. Der Monteur erklärte mir, dass die Sperrklinken hinüber wären und er kein Ersatzteil dafür hätte. Morgen würde noch ein anderer Mechaniker kommen, der ein Ersatzteil mitbringen würde. Er könne mir aber nicht versprechen, dass es passen würde. So zog ich erstmal wieder unverrichteter Dinge von dannen. Da die Restaurants erst um 19:00 Uhr öffneten, ging ich noch mal in den Supermarkt und holte mir eine Tiefkühllasagne die so schlecht schmeckte wie es sich anhört. Danach ging es ins Bett. Mittlerweile war natürlich schon ein Plan B entworfen. Es war immer ein Traum von mir, mal mit dem Rad auf den Mont Chaberton zu fahren. Mit fahren ist da aber mittlerweile nicht mehr viel. Also sagte ich mir, warum nicht gleich zu Fuß. Und falls mein Rad wider Erwartend doch repariert werden würde, sollte es zum Colle della Rho gehen. Aber insgeheim hoffte ich schon irgendwie, dass es nicht klappte, und ich dem Chaberton einen Besuch abstatten durfte.
Ich wachte wie fast immer gegen 6 Uhr auf und blieb noch eine Weile liegen. Danach trödelte ich sinnlos rum und ging noch einmal meine beiden Varianten durch. Pünktlich um 10:00 Uhr stand ich dann am Bikeladen. Das Ersatzteil passte natürlich nicht. Eigentlich hätte ich das auch gleich wissen müssen und auf die geringe Option doch noch fahren zu können verzichten sollen. So machte ich mich eben schon reichlich spät mit dem Auto auf Richtung Montegenevre. An der Grenze auf der Passhöhe wurde warum auch immer gründlich kontrolliert, weswegen ich auch noch im Stau stand. Kurzerhand fuhr ich links auf einen Parkplatz und ging zu Fuß weiter. Wirklich schneller war ich sicher auch nicht, aber lieber laufe ich als im Schritttempo im Auto zu fahren. Nach ein paar Minuten erreichte ich um 11:00 Uhr den Beginn des Wanderweges kurz vor dem Ortseingang Montegenevre und mein Abenteuer Chaberton begann. Leider fing es bereits jetzt an zu nieseln und ich dachte mir, dass es wirklich bescheuert war weiterzulaufen. Ich wollte bis auf über 3.000 Meter Höhe wandern, war sehr spät dran und das Wetter spielte jetzt schon nicht mit, völlig sinnlos dachte ich mir. Andererseits war über mir blauer Himmel, der Regen wurde also von irgendwo her mit dem Wind hergetragen und umkehren konnte ich ja immer noch. Also lief ich einfach weiter und gab mal so richtig Gas. Mit Rad wäre ich sicher auch nicht mehr aus der Puste gekommen. Eine halbe Stunde später erreichte ich bereits den Abzweig zum Col de la Lauze und war erstmal zufrieden. In etwas Entfernung sah ich auch die ersten Wanderer vor mir, die würde ich sicher bald überholen und wäre dann immerhin nicht der letzte, der sich auf den Weg zum Gipfel machte. Bis zum Abzweig zum Col de la Lauze wäre ein Großteil der Strecke fahrbar. Danach wurde es erstmal richtig steil und hier müsste man das Rad evtl. schon schultern. Danach erreichte ich eine Art Hochebene und es wurde deutlich flacher und somit wohl auch wieder stellenweise fahrbar.
Nachdem ich ein ausgetrocknetes Flussbett überquerte, wurde das Gelände dann richtig alpin. An Fahren wäre jetzt nicht mehr zu denken gewesen. Ich gönnte mir nach wie vor keine Pause, sondern machte weiter ordentlich Tempo. So überholte ich immer mehr Wanderer. Für eine kurze Zeit wurde der Weg nochmal etwas einfacher. Steil aber nahezu gerade zog er sich jetzt an einem steilen Abhang entlang. Dann wurde es endgültig hochalpin. Grober Schotter, verblockte Stellen, viele Serpentinen und insgesamt sehr steil zog es sich jetzt immer weiter nach oben. Immerhin war die Passhöhe schon von weitem zu sehen. Das war mein nächstes Ziel. Gott sei Dank hielt das Wetter, es war nach wie vor überwiegend sonnig. Sorgen machte mir nur der immer stärker werdende Wind. Ein Wetterumschwung konnte hier sicher innerhalb weniger Minuten erfolgen. Als ich der Passhöhe näher kam, kamen mir von oben auch schon die ersten Wanderer entgegen. Ich nahm jetzt erstmals etwas Tempo raus. Mein Knie dankte es mir, hatte es mir zwischenzeitlich mehrfach signalisiert, was es von dieser ungewohnten Form der Belastung hielt. Ich musste schon ein wenig aufpassen. Wenn es schon bergauf zwickte, könnte es bergab richtig ungemütlich werden.
Um 12:30 Uhr erreichte ich dann schließlich den Col de Chaberton. Hier oben pfiff der Wind so stark, dass ich wirklich Mühe hatte mein Handy festzuhalten. Auf der anderen Seite sah man die Auffahrt von Fenils, die zumindest von oben durchaus fahrbar erschien. Zu meiner Überraschung kam von der Seite allerdings schiebend auch ein Mountainbiker hoch. Offizell sollte die Strecke nach einem Felssturz noch gesperrt sein. Ich verzichtete auch hier auf eine Pause und machte mich nun an den Schlussanstieg. Hoch über mir thronte der Mont Chaberton. Die Geschütztürme waren von hier unten zwar nicht zu sehen, aber die abgetragene Bergspitze war zu erahnen. „Das wird kein Spaziergang“ dachte ich mir. „Das ist noch ein ganzes Stück Arbeit“. Klar war es das, es waren immerhin noch einmal fast 500 Höhenmeter zu bewältigen. Trotzdem machte sich ein wenig Euphorie breit. Was ich zu Beginn meiner Wanderung fast für unmöglich gehalten hätte, konnte nun Realität werden, ich würde auf dem Gipfel des Mont Chaberton stehen. Der Weg zog sich erwartungsgemäß wie Kaugummi. Erst fast gerade gen Gipfel, später über langgezogene Serpentinen an Höhe gewinnend. Hier wäre an fahren wohl nicht zu denken. Der Untergrund ließe dies wohl zu. Relativ wenig und wenn dann zumeist fester Schotter. Allerdings eben mit 16% im Schnitt ziemlich steil und das alles in einer Höhe von bald 3.000 Metern. Ich sah unter mir den Mountainbiker, der anfangs noch versuchte Teile zu fahren, später dann aber vollständig zum Schieben überging. Eine halbe Stunde nach der Passhöhe kamen dann die Geschütztürme in Sicht. Von hier war aber noch mal eine viertel Stunde Arbeit angesagt. Dann war ich um 13:15 Uhr endlich oben. Ziemlich müde aber auch unglaublich glücklich. Der Chaberton war lange Zeit ein Traum, der durch die immer mehr zerfallene Straße und zuletzt auch durch den Murenabgang im Jahr zuvor in weite Ferne gerückt war. Nun stand ich plötzlich unverhofft hier oben, zwar ohne Mountainbike aber das war mir ziemlich egal. Ich konnte es kaum glauben. Die Aussicht war gigantisch. Ein 360° Panorama, das Blicke in alle Richtungen zuließ.
Ich machte jetzt erstmal Pause und verpflegte mich. Ewig bleiben wollte ich aber nicht. Das Wetter würde wohl nicht halten und der Abstieg würde bei Regen sicher nicht einfach sein. Ich sah mir noch ein paar der Gebäude an und kletterte noch auf einen der Geschütztürme. Keine Ahnung ob die alle so zerfallen sind, aber der Turm den ich bestieg, stellte für mich mit Höhenangst gesegnet tatsächlich die größte Herausforderung des gesamten Urlaubs dar. Die Eisenwendeltreppe war in einen erbärmlichen Zustand. Einige der Stufen waren bereits gebrochen und man konnte wunderbar in die Tiefe sehen. Wir reden hier zwar nur von 12 Metern, für mich war das aber mehr als genug. Mit schwammigem Gefühl in den Beinen erreichte ich schließlich die Spitze. Drei Italienerinnen waren bereits oben, saßen dicht am Rand und verpflegten sich vergnügt. Ich nickte nur kurz, gab mich nicht als Deutscher zu erkennen und versuchte wohl vergeblich meine Höhenangst zu verbergen. Der Abstieg war dann fast noch schlimmer und ich war wirklich froh unten angekommen zu sein. Höhenangst ist schon was Ekliges! Bevor ich mich wieder auf den Rückweg machte, traf ich noch den Mountainbiker. Ich sprach ihn zunächst auf Englisch an und wir unterhielten uns kurz. Da sein Englisch ähnlich holprig war wie meins, versuchte ich es auf Deutsch, das klappte besser, denn er war Schweizer. Er erzählte mir, dass die Strecke von Fenils aus bis ca. 2.000m Höhe komplett fahrbar war, danach war mit Fahren nicht mehr viel möglich. Nach dem kurzen Plausch, machte ich mich auf den Rückweg. Der Weg zurück zum Col Chaberton ging dann natürlich wesentlich leichter. Hier dürfte für die meisten auch alles fahrbar sein.
Danach ging es dann wieder steil hinab in Richtung Montegenevre. Hier das Rad runterzutragen wäre sicher auch kein Vergnügen. Streng genommen gibt es eigentlich zwei Wege. Der abwärts links gelegene wurde aber von keinem Wanderer benutzt und dürfte auch nicht leichter zu bewältigen sein. Nachdem der erste Teil geschafft war, wurde es wieder etwas leichter, ehe noch mal ein schwerer Teil zu bewältigen war. Erst wenn man den Talboden erreicht und das Flussbett schon vor sich hat, ist der schwere Teil erledigt. Für mich wäre die Abfahrt sicher nicht in Frage gekommen, weil ich einen Großteil nicht im Sattel verbracht hätte. Von daher war ich froh, die Tour wenigstens per Pedes gemacht zu haben. Am Talboden angekommen, machte ich bei einer zerfallenen Hütte noch mal eine Pause und aß etwas. Das Wetter hatte bis jetzt gehalten und wenn es jetzt noch regnen würde, wäre das auch egal.
Danach überquerte ich wieder das Flussbett. Kurz vor dem Abzweig zum Col de la Lauze, gibt es mehrere Wege die weiter ins Tal führen. Je zwei davon auf jeder Seite des Rio Secco. Ich wollte jetzt keine Experimente machen und wählte zum Abstieg den gleichen Weg. So erreichte ich glücklich aber auch deutlich geschafft um ca. 16:20 Uhr wieder mein Auto und machte mich auf den Heimweg. Ich holte mir abends wieder eine Pizza und auch diesmal war sie richtig lecker. Wobei man sagen muss, nach so einem kompletten Tag auf dem Rad oder in dem Fall zu Fuß schmeckt einem abends alles zwei Nummern besser als zuhause. Abends ließ ich den tollen Tag Revue passieren und schlief glücklich und zufrieden aber natürlich auch etwas traurig ein. Denn mein Urlaub war damit schon wieder zu Ende. Am nächsten Tag frühstückte ich in aller Ruhe und machte mich gegen 8:30 Uhr auf den 7-stündigen Heimweg. Dieser verlief ohne Staus und sonstige Probleme und so war ich um 15:30 Uhr wieder zuhause.
Es war alles in allem ein toller Urlaub, aber vier Tage auf dem Rad sind einfach zu wenig. Trotzdem war diesmal das Timing was Streckenlänge, Höhenmeter und Schwierigkeit der Trails betrifft perfekt. Ich war weder über- noch unterfordert. Auch die Schiebepassagen hielten sich in Grenzen. Landschaftliches Highlight war sicher der Granon, auch wenn er aufgrund des Trubels oben einen Punkt Abzug erhält. Die schönste Abfahrt hatte sicher der Col Basset zu bieten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, die Tour nochmal zu fahren. Nächstes Mal aber dann sicher mit Zusatzwasser im Rucksack. Und den Chaberton kann ich nur jedem ans Herz legen. Und wer ihn sich mit dem Rad nicht zutraut, dann eben wie ich zu Fuß. Und wie immer wenn ich den Bericht schreibe, denke ich mir, ich könnte direkt schon wieder los. Es ist zwar einerseits schön, neue Gegenden kennenzulernen und natürlich schwingt auch immer ein Hauch Abenteuer mit, wenn man neue Abschnitte fährt und nicht wirklich weiß was einen erwartet. Andererseits kann ich Touren auch besser genießen, wenn ich genau weiß, das alles auf meine Fahrkönnen hin passt. Von daher bin ich mir fast sicher, Bardonecchia hat mich nicht zum letzten Mal gesehen. Fürs nächste Jahr schwebt mir wieder eine Rennradtour vor. Ich würde noch mal gerne den Mont Blanc umrunden und dem Nivolet einen Besuch abstatten. Aber mal sehen wie‘s kommt.