Nachdem ich bereits 2008 das erste Mal beim Trois Ballon starten wollte und in der Vergangenheit immer irgendetwas dazwischen kam, klappte es dieses Jahr endlich. Zusammen mit Steffi, mit der ich schon beim Ötztaler vor 2 Jahren gestartet war, fuhr ich Freitag abends in die Vogesen. Während ich ein Zimmer in Offemont bei Belfort hatte, fuhr Steffi mit ihrem Campingbus weiter nach Champagney. Am nächsten Tag klingelte dann bereits um 4:30 Uhr mein Wecker. Ich packte meine Sachen zusammen, verschlang mein Müsli und machte mich mit dem Rad auf nach Belfort. Da ich keine Lust hatte, schon morgens mit dem Rad die gut 20 km nach Champagney zu radeln, hatte ich im Tourforum eine Anfrage gestartet, ob jemand aus der Nähe von Belfort morgens mit dem Auto zum Start nach Champagney fährt. Und tatsächlich meldete sich Daniel aus Zürich und bot mir an mich mitzunehmen. Die Wetterprognosen hatten sich in den letzten Tagen gebessert und tatsächlich war es morgens nur leicht bewölkt und eigentlich auch schon wärmer als erwartet. Wobei es mir beim Radfahren eigentlich nie kalt genug sein kann, jedenfalls im Sommer, Hitze vertrage ich gar nicht! Ich hatte leider nur einen Ausdruck aus Google Maps und so verfuhr ich mich prompt auf dem Weg zum Etap-Hotel in Belfort. Glücklicherweise war ich rechtzeitig gestartet, so kam ich nur 5 Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt um 5:50 Uhr an. Wir packten schnell unsere Räder ins Auto und fuhren nach Champagney. Während Daniel direkt zur Anmeldung fahren konnte, musste ich erst mal Steffis Camping-Bus finden und dort meine Tasche abliefern. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht, und so kamen wir morgens fast noch in Stress. 10 Minuten vor Beginn standen wir aber dann doch gemeinsam am Start. Ich hatte mir wie immer im Vorfeld so einer Veranstaltung einen Zeitplan sowie das Höhenprofil auf den Lenker geklebt. „Geplant“ waren 8 Stunden. Wobei diese Zielsetzung ebenso optimistisch war, wie die 12 Stunden die ich im Jahr zuvor beim Alpenbrevet eingeplant hatte. Dort war ich letztlich fast 1 Stunde länger unterwegs gewesen.
Ziemlich pünktlich um 7:15 Uhr erfolgte dann der Start. Es dauerte nicht lange und das große Feld von ca. 2.400 Teilnehmern setzte sich in Bewegung. Das Teilnehmerfeld rekrutiert sich überraschend vor allem aus Belgien. Fast die Hälfte der Teilnehmer sind Landsmänner des großen Eddy Merckx. Daneben standen etwa je 450 Franzosen und Holländer und nur 100 Deutsche am Start. Angesichts der reinen Zahlen von 205 km und 4.300 hm eigentlich ein Rätsel, warum dieser Marathon in Deutschland eher ein Schattendasein fristet. Ziemlich einmalig dürfte auch die Bergankunft sein, die beim Trois Ballon zu bezwingen ist. Die letzten 5 km mit 9 % Durchschnittsteigung und das ganze mit bereits fast 4.000 hm in den Beinen dürften wohl auch den fittesten Radsportler an seine Grenzen bringen. Aber dazu später mehr. Zunächst einmal ging es auf noch gesperrter Straße leicht ansteigend nach Plancher Bas. Nach kurzer Zeit wurde dann signalisiert, dass ab jetzt tunlichst rechts zu fahren sei. Es folgte der Abzweig zur Planche des Belles Filles. Es war schon ein komisches Gefühl, zu wissen, dass ich hier in einigen Stunden wieder entlang fahren würde und dann nach rechts in die steile Wand abbiegen würde. In welchem Zustand würde ich dann wohl sein? Aber jetzt ging es erst einmal geradeaus und ich durfte mich dem Ballon de Servance widmen. Die ersten 8 km waren leicht zu fahren. Die Steigung lag selten über 5% und die vielen Teilnehmer um einen herum zogen einen förmlich nach oben. Ich blickte mich immer mal wieder um und freute mich, dass Steffi noch in meiner Nähe war. Auf der schmalen Strasse war es gar nicht so einfach, sein eigenes Tempo zu wählen. Es wurde aber ausnahmslos diszipliniert gefahren, so dass ich während des gesamten Rennens nicht eine brenzlige Situation zu überstehen hatte. Wie so oft an Anstiegen, war ich trotzdem mehrheitlich am überholen. Dann folgte ein Steilstück mit fast 9% Steigung über 3 km. Hier durfte man erstmals den Puls hochjagen. Ich fuhr aber sehr kontrolliert und versuchte den Puls bei 150 Schlägen pro Minute zu halten. Trotzdem musste Steffi mich hier bereits ziehen lassen. Je weiter man dem Gipfel kam, desto dunkler wurde es. Durch den dichten Wald war der Himmel aber nur zu erahnen. Aber was soll’s, dachte ich mir. Wenn’s regnet, dann regnet es halt, ändern kann ich es eh nicht. Die letzten 2 km wurden dann wieder flacher. Oben angekommen, suchte ich den Verpflegungsstand mit dem Wasser. Im Plan war er hier eingezeichnet. Ich hatte mich zwar gewundert, warum auf der ersten Passhöhe schon Wasser gereicht wird. Nichts desto trotz hatte ich mir ernsthaft überlegt mit nur einer vollen Wasserflasche zu starten. Gut dass ich es nicht getan hatte. Hier oben gab es nämlich keine Verpflegungsstelle. Also begnügte ich mich mit einem Riegel und einem Gel und hoffte, dass die nächste Verpflegungsstelle bald kommen würde. Viel zu trinken hatte ich nämlich nicht mehr.
Inzwischen war leichter Nebel aufgezogen, er behindert die Sicht auf der folgenden Abfahrt aber kaum. Auf bescheidenem Straßenbelag ging es windungsreich Richtung Tal. Höchstgeschwindigkeiten erreichte man hier selten, zu gering war das Gefälle. Ich war aber zufrieden, dass mich hier nicht wie beim Ötztaler vor 2 Jahren ständig andere Radler überholten. Auch schon letztes Jahr beim Alpenbrevet hatte ich das Gefühl, so langsam doch noch ein passabler Abfahrer geworden zu sein. Im Tal in Thilot angekommen, trennt sich die lange von der kurzen Strecke. Einige Ordner riefen den Radfahren zu, wer wo hin fahren muss. Wenn ich es richtig verstanden hatte, riefen sie 200 und deuteten an: Geradeaus. Im Eifer des Gefechtes versteht aber nicht jeder Belgier, Holländer, Deutscher oder sonst wer französisch. Ein einfaches Schild wäre hier sicher die bessere Alternative gewesen und die Helfer hätten abends auch noch ihre Stimme gehabt. So hielt ich dann eben kurz an, zeigte auf mein Höhenprofil und der freundliche Ordner schickte mich auf die richtige Route. Es folgte der kleine Hügel Col du Menil, der als solcher fast nicht zu erkennen war. Nach der kurzen Zwischenabfahrt kam dann endlich die Verpflegungsstelle. Ich ließ mir von den freundlichen Helfern kurz meine Wasserflaschen füllen, was sehr zügig von statten ging und setzte meine Fahrt fort. Es folgte der Col D’Oderen. Auch hier waren nur wenige hundert Höhenmeter zu überwinden, richtig steil wurde es auch nie. So dauerte es nicht lange und ich erreichte den Gipfel. Trotzdem lag ich bereits hier 15 Minuten hinter meinem Zeitplan zurück. Aber das verleitete mich nicht dazu, Gas zu geben. Heute stand nicht die Zeit im Vordergrund. Mir diente der Marathon als Vorbereitung auf den Ötztaler. Ich wollte vor allem versuchen, diesmal mit wenig Pausen auszukommen und mich bis auf Wasser komplett selbst mit Gels und Riegel zu verpflegen. Beim Ötztaler vor 2 Jahren hatte ich noch 30 min Standzeiten, hier war also großes Verbesserungspotential vorhanden. Oben gönnte ich mir also wieder einen Riegel und ein Gel.
Die folgende Abfahrt wusste anfangs zu gefallen. Selten bremsten scharfe Kurven die schnelle Fahrt. Erst gegen Ende musste eine Serpentinengruppe überwunden werden. Dann erreichten wir Kruth. Länger als erwartet, ging es dann für einige Kilometer im Tal entlang. Vorbei am Lac de Kruth und an Wildenstein, folgte bald der Anstieg über den Col de Bramont zur Routes des Cretes. Der erste Teil bis zum Col de Bramont war sehr schön zu fahren. Eine gleichbleibende Steigung um die 5% und viele Serpentinen ließen mich die Kilometer rasch abspulen. Auch hier hielt ich den Puls konstant unter 150. Trotzdem kam ich rasch voran und arbeitete mich im Feld wieder weiter nach vorne. Danach folgten eine ganz kurze Zwischenabfahrt und der Anstieg zur Routes des Cretes. Auch hier waren keine großen Schwierigkeiten zu bewältigen, allerdings zog sich dieses Stück doch länger als erwartet. Oben angekommen, bot sich dann ein herrlicher Ausblick. Vor einem sah man eine Schlange von Radsportlern die Routes des Cretes entlang fahren und tief im Tal schimmerte das dunkle Blau des Lac de Kruth. Leider hatte ich hier nicht wirklich Zeit zu verweilen. Auf dem folgenden 20 km langen, welligen Abschnitt auf der Routes des Cretes wollte ich unbedingt in einer größeren Gruppe fahren. Dies gelang auch. Ich musste zwar zeitweise aufpassen und auch das ein oder andere Mal eine kleine Lücke schließen. Aber insgesamt konnte ich im Windschatten einiges an Kraft sparen. Zum Schluss folgten noch einmal zwei steile Kilometer bis zum Grand Ballon. Bis hierher wollte ich auf jeden Fall kommen, ohne Probleme mit Krämpfen zu bekommen. Dies gelang schon mal. Bislang spürte ich keine Ermüdungserscheinungen. Ich gönnte mir diesmal eine etwas längere Pause und griff erstmals auch auf das kulinarische Angebot des Veranstalters in Form von trockenem Baguette und Bananenstücke zurück. Die obligatorischen Gel und Riegel durften aber natürlich nicht fehlen.
Es folgte die lange Abfahrt nach Bitschwiller. Die Strecke war technisch durchaus anspruchsvoll, viele Kurven und kein optimaler Straßenbelag forderten höchste Konzentration. Zu allem Überfluss sind in einigen Serpentinen auch noch Kopfsteinpflaster verlegt. Zwar warnte der Veranstalter mit großen Schildern vor engen Kurven oder gefährlichen Kreuzungen. In diesem Bereich hatte ich aber keine Schilder wahrgenommen. Ihr könnt mir glauben, es gibt lustigeres als mit 50 Sachen auf eine Kurve mit Kopfsteinpflaster zuzurasen. Ich meisterte die Schwierigkeiten aber und wurde auch hier nur selten überholt, so dass ich mit mir und meinen Abfahrtskünsten im Reinen war. Der nächste Anstieg war der Col de Hundsruck, ein zwar kurzer aber sehr unrhythmischer Anstieg. Direkt zu Beginn hatte ich leichte Probleme mit der Muskulatur im Oberschenkel. Diese Probleme hatte ich aber früher schon öfter nach langen Abfahrten und anschließendem Anstieg. Ich hoffte daher, dass es sich schnell wieder legen würde. Und so war es auch. Der Col de Hundsruck lief ansonsten sehr gut. Es war mittlerweile kurz vor 12 Uhr und dementsprechend warm geworden. Daher war ich froh, dass der gesamte Anstieg im Schatten verlief. In den Steilstücken versuchte ich den Puls zu kontrollieren während ich in kurzen Flachstücken dazwischen versuchte mich zu erholen. So erreichte ich ohne Schwierigkeiten den Gipfel. Die Abfahrt nach Masevaux wurde nur durch einen kurzen Zwischenabstieg gebremst. Danach ging es nur leicht ansteigend zur nächsten Verpflegungsstelle. Ich hatte hier wieder Glück und erwischte eine gut laufende Gruppe. Auf den folgenden knapp 10 Kilometern konnte ich so wieder ein wenig Kraft sparen. An der Verpflegungsstelle machte ich wieder nur kurz Pause, ein Gel und ein Riegel später machte ich mich auf, zum letzten Pass, dem Col d’Alsace.
Der Einstieg wurde zunächst mit etlichen Serpentinen versüßt und ich erkannte schnell, dass ich diese Strecke vor ein paar Jahren schon einmal bergab unter die Räder genommen hatte. So wusste ich auch noch, dass am Lac d’Alfeld die schöne Kurverei ein Ende hatte. Während die Steigung bis hierher noch sehr angenehm zu fahren war, wurde es nun für vier Kilometer wesentlich steiler. Trotzdem spürte ich noch keine Müdigkeit und hielt eine akzeptable Geschwindigkeit. Gegen Ende ging die Steigung dann wieder deutlich zurück. Ich hatte die letzte Passhöhe also erreicht und war mir nun sicher, ich würde hier einigermaßen durchkommen. Ich stoppte nur kurz und gönnte mir mein übliches Verpflegungspaket aus Gel und Riegel. Eigentlich hätte ich mir mehr Zeit lassen können, meinem Plan hinkte ich ohnehin meilenweit hinterher. Auf der letzten Passhöhe waren bereits 6:38 h vergangen, das war fast eine Stunde mehr als geplant! Die Zeit spielte aber schon lange keine Rolle mehr für mich. Jetzt ging es darum taktisch zu fahren. Nach der Abfahrt standen fast 25 km welliges Terrain auf dem Programm, hier durfte ich keinesfalls alleine unterwegs sein. Zunächst mussten noch einige Serpentinen überwunden werden, danach konnte man es richtig laufen lassen. Gegen Ende wurde es dann immer flacher und ich versuchte eine gute Gruppe zu erwischen, was auch gelang. Das folgende Teilstück bis Champagney war dann wie es das Profil vermuten ließ. Es ging immer wieder auf und ab, teils über sehr schmale Straßen. Ich hatte hier, vor allem wenn es flach wurde, immer wieder Mühe die Gruppe zu halten. Dies konnte eigentlich nicht an der Kraft liegen, denn an den kurzen Anstiegen hatte ich keine Mühe zu folgen. Es war wohl eher ein Konzentrationsproblem. Ich war daher froh endlich die letzte Verpflegungsstelle in Champagney zu erreichen. Hier fiel meine Pause wieder etwas länger aus. Irgendwie wollte ich nun nicht mehr ausschließlich auf Gels vertrauen, sondern gönnte mir auch ein paar Kleinigkeiten des Veranstalters. Dann ging es weiter.
Wieder hatte ich das Glück, nicht alleine unterwegs zu sein und konnte auf dem nur leicht ansteigenden Teilstück im Windschatten einer Gruppe Kraft sparen. Psychologisch gesehen, war dieser Abschnitt der härteste. Während man selbst auf dem Weg zum knüppelharten Schlussanstieg unterwegs war, kamen einem schon Massen von Fahrern entgegen, die schon alles hinter sich hatten. Zwangsläufig stellte ich dabei fest, dass einige dieser Teilnehmer nicht wirklich fit aussahen. Wie schlecht musste ich eigentlich sein, wenn die mir über eine Stunde abnehmen konnten. Wie ich später allerdings erfuhr, mussten auch die Teilnehmer der kleinen Runde den Schlussanstieg bewältigen. So waren wohl viele der Radler die mir in Richtung Champagney entgegen kamen nicht die volle Distanz gefahren. Nach knapp 200 km war es dann soweit, es ging rechts ab und man stand direkt in der Wand. Der erste Kilometer wurde dann gleich mal mit mehr als 10% Durchschnittssteigung angegeben. Trotzdem fand ich einen vernünftigen Tritt und überholte bereits hier etliche Fahrer. Gegen Ende des letzten Kilometers dann bereits das steilste Stück. Über einen halben Kilometer waren mehr als 12% Durchschnitts-Steigung zu bezwingen. Die Geschwindigkeit sank jetzt doch deutlich unter 10 km/h. Trotzdem war ich mit meinem Tritt zufrieden. Als Belohnung folgten 500 Meter mit nur geringer Steigung. Die ersten zwei Kilometer waren nun bereits geschafft und noch spürte ich keine Ermüdungserscheinungen. „Sollte ich jetzt vielleicht schon einen Endspurt anziehen?“ schoss es mir durch den Kopf. Die nächste Steigungsanzeige für den dritten Kilometer ließ mich dieses Vorhaben schnell wieder vergessen. Wieder standen fast 10% auf der Tafel. Also versuchte ich einfach nur mit einigermaßen flüssigem Tritt voranzukommen. Mit Geschwindigkeiten um die 10 km/h und einem Puls von 155 kämpfte ich mich so Meter für Meter voran, ohne wirklich an die Grenze zu gehen. Der Veranstalter bewies nicht nur mit dem Schlussanstieg seinen schwarzen Humor, auch die aufgestellten Schilder waren nicht ohne. Man soll nicht so schnell fahren und unter 8 km/h wird man geblitzt war da unter anderem zu lesen.
Auch auf dem vierten Kilometer ließ die Steigung nicht nach. Da ich mir ja irgendwie die Zeit vertreiben musste, hatte ich bereits seit Beginn des Schlussanstieges gezählt, wie oft ich überholt werde. Bisher hatten dies nur drei Radler geschafft. Nun überholte mich der vierte. Das konnte ich nicht zulassen. Wenn schon die Zeit insgesamt wohl eher enttäuschend ausfallen sollte, dann wollte ich wenigstens am letzten Anstieg aufs imaginäre Treppchen fahren. Also hängte ich mich an den Überholenden dran und es gelang mir sein Tempo mitzugehen. Dann folgte der letzte Kilometer. Jetzt wurde mir die gefahrene Geschwindigkeit sogar zu langsam. Ich überholte meinen Vordermann, machte noch mal richtig Tempo und sicherte so meinen Platz auf dem fiktiven Podest souverän. Auf den letzten flacher werdenden Metern überholte ich noch einmal einige Fahrer und erreichte nicht einmal völlig erschöpft das Ziel. Meine Zeit betrug 8:45:56 und damit 45 Minuten langsamer als in meiner optimistischen Planung. Auf dem riesigen Parkplatz war einiges los. Leider gab es weder Sitzmöglichkeiten für die müden Sportler noch ausreichend Möglichkeiten sein Rad vernünftig zu parken. So war der ganze Parkplatz mit auf dem Boden sitzenden Radfahrern und ihren daneben liegenden Rennrädern übersäht. Ich holte mir erstmal was zu essen und setzte mich dann an die Böschung am Ziel und wartete auf Steffi. Zu meiner Überraschung musste ich aber nicht lange warten. Nach 9:02:22 kam sie bereits ins Ziel und erreichte damit Platz 3 ihrer Altersklasse und Rang 1391 insgesamt. Was für eine famose Leistung! Entsprechend zufrieden war sie denn auch im Ziel. Sie aß auch noch etwas und zusammen machten wir uns auf den Weg zurück nach Champagney. Steffi war vor der Abfahrt etwas bange. Wer wollte es ihr verdenken. Bei der Auffahrt wurde sie Zeuge eines schlimmen Unfalls. Ein bergauf fahrendes Auto übersah beim Überholen der Radfahrer einen entgegenkommenden Radler und stieß frontal mit ihm zusammen. Der Radfahrer wurde dabei wohl schwer verletzt. Bei uns lief aber alles problemlos und schon bald erreichten wir Steffis Camping-Bus in Champagney. In der nahegelegenen Turnhalle sollte man eigentlich duschen können. Aber die Halle war leider verschlossen und unter der angegebenen Telefonnummer war niemand zu erreichen. So traten wir ungeduscht aber immerhin in frischen Klamotten die Heimreise an.
Fazit:
Sportlich gesehen ist der Trois Ballon über jeden Zweifel erhaben. Über 200 km und 4.300 hm gepaart mit dem mörderischen Schlussanstieg sind selbst im Alpenraum nicht oft zu finden. Der frühe Termin und der teilweise typisch französisch raue Asphalt machen die Sache nicht einfacher. Zum Verpflegungsangebot kann ich nicht so viel sagen, da ich mich fast ausschließlich von Gels und Riegel ernährt habe. Nach dem was ich gesehen habe, ist es sicher nicht mit dem Ötztaler Radmarathon zu vergleichen, aber ausreichend ist es allemal. Es gab teilweise süße Stückchen, Baguette, Mortadella und Salami Brötchen und natürlich kleine Obststücke. Die Organisation war größtenteils in Ordnung. Die Ordner und Helfer waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Problematisch ist eben, dass man in Frankreich französisch spricht :-) Schon die Homepage wartet mir einigen Sprachen auf, deutsch ist leider nicht dabei. Und so geht es dann weiter. Das Rennreglement habe ich nur in Französisch gefunden und auch bei der Anmeldung sollte man nicht mit zuviel Sprachkenntnis rechnen. Aber vielleicht erwarte ich da auch einfach zu viel. Auf der Strecke gab es dann einige kleinere Dinge die sagen wir mal suboptimal gelöst waren. An der Streckentrennung wäre ein einfaches Schild sicher besser gewesen als zwei Helfer die ständig auf französisch 200 rufen und in eine Richtung zeigen. Es gab zwar etliche Schilder die vor Kreuzungen oder engen Kurven warnten, vor den Serpentinen mit Kopfsteinpflaster am Grand Ballon habe ich sie aber vermisst. Dann war da noch das Höhenprofil mit der falsch eingezeichneten ersten Verpflegungsstelle. Sollte eigentlich nicht so schwer sein, das korrekt darzustellen. Andererseits stehen beim Ötztaler auch immer noch 240 km und 5.500 hm im Profil! Und zu guter letzt, waren da noch die abgeschlossenen Duschen. Wenn man so was anbietet und sogar vom Start aus beschildert, sollte man sie eben auch benutzen können. Das war es jetzt aber auch mit Kritik, denn ansonsten kann ich den Marathon nur empfehlen. Die Landschaft ist natürlich nicht mit dem Alpenraum zu vergleichen. Aber die Blicke von der Routes des Cretes waren schon grandios. Das Teilnehmerfeld ist sicher stärker als beim Ötztaler Radmarathon, vielleicht nicht in der Spitze, aber in der Breite. Den Trois Ballon fährt man nicht, weil es der Trois Ballon ist, sondern weil man es kann. Die fehlende Streckensperrung schließlich, dürfte wohl bei kaum einem anderen Marathon eine so geringe Rolle spielen. Bis auf wenige Punkte in Ortsdurchfahrten, die aber gut durch Ordner geregelt waren, trifft man nur selten auf motorisierten Verkehr. Und wenn, dann hatte ich das Gefühl, dass die Autofahrer sehr zurückhaltend reagierten. Da wurde dann auch mal einige Minuten hinter einem Pulk Radfahrer hergefahren, ohne die Hupe zu malträtieren, auch wenn diese nicht vorschriftsmäßig in Einerreihe fuhren. Und das gesamte Paket gibt es dann für schlappe 47 Euro.
Zum Schluss noch ein Wort zu meiner eigenen Leistung. Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger bin ich mit den 8:45:56 (Platz 1202 von 2403) zufrieden. Sicher waren die 8 Stunden sehr optimistisch. Aber das ist in etwa die Zeit, die man fahren muss, wenn man den Ötztaler in unter 9 Stunden finishen will, und das ist das große Ziel für dieses Jahr. 45 Minuten langsamer zu sein als gewollt, ist dann einfach zuviel. Auch wenn die Zeit dieses mal nicht im Vordergrund stand. Ich wollte vor allem versuchen, mit wenig Pausen und Selbstverpflegung durchzukommen. Das hat ganz gut funktioniert. Im Gegensatz zum Ötztaler 2010 habe ich mit ca. 15 Minuten Standzeiten die Pausenzeit halbiert. Auch hatte ich diesmal keinerlei Probleme mit Krämpfen. Hier liegt aber vielleicht auch ein Grund für die schlechte Zeit. Ich bin wahrscheinlich einfach mit zu viel Respekt gefahren. Den Schlussanstieg bin ich in 28 Minuten gefahren was einer Aufstiegsrate von ca. 950 hm/Stunde entspricht. Ich hatte hier also wohl noch reichlich Körner. Und spätestens am nächsten Tag, war mir klar, dass ich wohl nicht das letzte rausgeholt hatte. Ich fühlte mich nämlich kein bisschen müde und hätte direkt wieder an den Start gehen können. Und was sagt uns das. Nächstes Jahr noch mal antreten und dann ordentlich Gas geben! Ich kann es mir jedenfalls gut vorstellen :-)