homeberichtePaesse


1. Turmbergrennen (1,8 km, 120 hm) 29.05.11


In diesem Jahr war es endlich so weit. Ich startete zum ersten Mal beim Turmbergrennen in Durlach. Das Rennen stand bei mir schon oft auf dem Programm. Aber jedes Mal kam mir etwas dazwischen. Dieses Jahr sollte es also klappen. Normalerweise beginne ich meine Berichte mit einem kurzen Rückblick auf die Vorbereitung für das Rennen. Das könnte ich mir dieses Mal eigentlich sparen. Es gab nämlich quasi keine. Durch das schlechte Wetter Ende letzten Jahres startete die Saison nicht im November sondern erst im Januar. Im Februar legte mich dann eine Blinddarm-Operation fast 3 Wochen auf Eis. Im April sorgte eine Erkältung für 10 Tage Pause und eine Woche vor dem Rennen kehrte ich aus einem 10-tägigen radfreien Urlaub zurück. Da ich dieses Jahr auch nur ein wirkliches Ziel habe, den Marathon Alpenbrevet in der Schweiz, stand auf meinem Trainingsplan kein einziges Mal die anaerobe Ausdauer. Ich hatte also dieses Jahr noch nie den Puls bis zum Anschlag getrieben. Anders als in den Jahren zuvor, war ich auch noch keine Intervalle am Turmberg gefahren. Alles andere als gute Voraussetzungen also, aber um ein wenig Spaß zu haben und um mich mal wieder so richtig zu quälen, sollte es reichen!


Das Rennen wird zunächst als Einzelzeitfahren gestartet. Alle 15 Sekunden wird ein Fahrer auf die Strecke geschickt. Leider gibt es keine elektronische Zeitmessung und auch das Zuschauerinteresse ist im Gegensatz zum Spaichinger Bergrennen eher gering. Die besten 75 von ca. 130 Startern des Einzelzeitfahrens qualifizieren sich dann für die 5 Zwischenläufe mit je 15 Teilnehmern. Hiervon qualifizieren sich dann je die drei Schnellsten für das große Finale. Ich hatte mir im Vorfeld die Ergebnisse der letzten Jahre angeschaut und war zu dem Schluss gekommen, dass eine Zeit unter 5:15 für die Zwischenläufe reichen sollte. Ich teilte mir daraufhin die Strecke in 3 Teile ein, überlegte mir, welche Geschwindigkeiten ich in diesen Bereichen fahren konnte und bastelte mir eine Zielzeit von 5 Minuten zusammen. Ziel war auf jeden Fall die Zwischenläufe zu erreichen und im Optimalfall dabei nicht an die Grenze gehen zu müssen. So könnte man im Zwischenlauf noch mal einen drauf setzen, auch wenn mir bewusst war, dass eine Finalteilnahme utopisch war. Nicht zuletzt weil das Niveau der Veranstaltung doch höher einzuschätzen war, als beim Spaichinger Bergrennen. Neben dem ein oder anderen Lizenzfahrer war z.B. auch Christoph Fuhrbach, der Weltrekordhalter im 24-Stunden-Höhenmeter-Fahren am Start. Er wurde am Ende Neunter. So stand ich dann um kurz nach 14:00 Uhr frohen Mutes, bei strahlendem Sonnenschein, zwar mit mieser Vorbereitung aber immerhin mit einem Plan in der Tasche am Start.


5, 4, 3, 2, 1, los, und ich wurde auf die Strecke geschickt. Kurz aus dem Sattel und ich beschleunigte auf dem noch flachen Anfangsstück auf 30 km/h. Danach zog die Steigung langsam an und es galt die Geschwindigkeit möglichst hoch zu halten, ohne bereits hier ans Limit zu gehen. Kurz vor der ersten Rechtskurve wurde es kurzzeitig etwas flacher und ich versuchte die wenigen Meter zur Erholung zu nutzen. Ab jetzt wurde es wieder deutlich steiler und ich schaltete aufs kleine Kettenblatt, brauchte aber mehrere Versuche um einen vernünftigen Gang zu finden. Kaum war das geschafft, folgten die nächste Rechtskurve und die endlos lange, steile Gerade bis zu den letzten beiden Serpentinen. Hier gönnte ich mir erstmals einen Blick auf die Uhr. Ich lag im Plan und sogar knapp unter meiner Sollzeit. Für die lange Gerade hatte ich mit Geschwindigkeiten um die 16km/h gerechnet. Dies war auch problemlos möglich. Der Puls stieg zwar auf über 170, ich atmete aber noch recht vernünftig und hatte auch noch Druck auf dem Pedal. Immer wieder blickte ich kurz nach vorne um den vor mir gestarteten Fahrer zu sehen. Leider schien ich ihm nicht wirklich näher zu kommen. Dafür kam ich der ersten Serpentine langsam näher. Die letzten Meter der Geraden brachten dann die ersten Schmerzen mit sich. Ein letzter Blick auf die Uhr, ich lag noch immer im Soll. Ich müsste also nicht bis zum Anschlag fahren um meine Zielzeit und damit hoffentlich die Zwischenläufe zu erreichen. Trotzdem versuchte ich das Tempo hoch zu halten. Schnell waren die beiden Serpentinen überwunden und es folgten die letzten 300 Meter zum Ziel. Ich hielt den Puls jetzt konstant auf 175 und fuhr mit ordentlich Druck, ohne mich aber komplett abzuschieß. Nach exakt 5 Minuten überquerte ich die Ziellinie und war absolut zufrieden. Auch wenn so ein kleiner Rest Unsicherheit blieb, ob diese Zeit auch wirklich für die Zwischenläufe reichen würde. Es wäre schon verdammt ärgerlich, mit dem Wissen absichtlich Körner gespart zu haben, am Ende knapp auszuscheiden. Wenig später war dann aber klar, ich war dabei. Mit Platz 46 qualifizierte ich mich problemlos für die Zwischenläufe.


Ich schaute noch mal am Start vorbei und beobachtete die letzten Starter. Dann aß ich eine Kleinigkeit und fuhr den Turmberg noch einmal langsam nach oben, um mich für die Zwischenläufe einzustimmen. Auf der folgenden Abfahrt traf ich auf einen anderen Starter aus Freiburg und wir fuhren uns zusammen für die Zwischenläufe ein. Er sollte wie ich im Lauf 3 starten und hatte im Einzelzeitfahren mit 4:15 eine super Zeit auf den Asphalt gebracht. Wie ich später im Ziel live erleben durfte, gewann er schließlich sogar das Finale! Aber erst einmal mussten wir mit Verzögerungen kämpfen. Als wir kurz vor 16:00 Uhr, 10 Minuten vor unserem Lauf am Start waren, mussten wir feststellen, dass sich alles um 15 Minuten verzögerte. Also noch mal kurz einfahren, ehe ich wenig später am Start feststellen musste, dass sich durch einen Fehler bei der Auswertung des Einzelzeitfahrens auch die Aufteilung der Zwischenläufe änderte und ich nicht in Lauf 3 sondern 10 Minuten später in Lauf 5 startete. Also wieder für ein paar Minuten aufs Rad und versuchen die Muskeln auf Betriebstemperatur zu halten.


Kurze Zeit später stand ich dann aber wirklich am Start. Die 15 Teilnehmer stellten sich in zwei Reihen auf. Ich stellte mich freiwillig in die zweite Reihe. Im Gegensatz zum Einzelzeitfahren konnte man sich nirgends mehr festhalten, folglich musste man mit nur einem Pedal eingeklickt starten. Da ich erst seit einiger Zeit Rennrad-Pedale fuhr, hatte ich damit hin und wieder noch Probleme. Es wäre daher schon etwas peinlich gewesen, in der ersten Reihe zu starten und dann den ganzen Verkehr aufzuhalten, weil man nicht rechtzeitig ins Pedal kommt. Dann folgte der Startschuss und die Meute setzte sich rasch in Bewegung. Ich hatte Gott sei Dank keine Probleme beim Einklicken. Das Ziel war natürlich, auf dem ersten flachen Stück ein wenig vom Windschatten zu profitieren. Dieser Plan ging komplett in die Hose. Ich war ziemlich weit links gestartet. Und während sich rechts von mir ein netter Zug bildete und ein Fahrer nach dem anderen an mir vorbeifuhr, hatte ich Mühe mich irgendwo einzureihen.


Turmbergrennen
Endlich meinen Platz gefunden. Auf der ersten Geraden an Position 6 liegend beim Turmbergrennen in Durlach

Als ich es endlich geschafft hatte, überholten mich noch zwei Fahrer und ich lag am Ende der ersten Geraden an Position 8. Das Tempo kam mir bis hierhin noch recht angenehm vor. Bereits in der ersten Kurve wurde das Feld dann durch die ersten Attacken gesprengt. Das ging allerdings so schnell, dass ich es glatt verpasst hatte und mich nun im Niemandsland zwischen der Spitzengruppe und dem Rest des Feldes befand. Auf der langen steilen Geraden versuchte ich die Geschwindigkeit so hoch wie möglich zu halten und irgendwie den Fahrern vor mir näher zu kommen. Dies gelang aber nicht wirklich. Erst gegen Ende der Geraden sah ich, wie ein Fahrer vor mir Probleme hatte und setzte mich für einen kurzen Moment hinter ihn. Es dauerte ein paar Sekunden, bis mir bewusst wurde, dass ich mich nicht einfach hinter ihm ausruhen konnte. Also überholte ich ihn und versuchte auf der 300 Meter langen Zielgeraden noch mal alles zu geben. Der Puls stieg jetzt auf 182, solche Werte hatte ich natürlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich kam dem nächsten Fahrer vor mir noch ein kleines Stück näher. Während er aus dem Sattel ging, bildete ich mir ein, im Sitzen mehr Druck aufs Pedal zu bekommen. Vielleicht war ich aber einfach schon zu erschöpft oder es fehlte der letzte Biss um wirklich noch im Wiegetritt einen Zielsprint zu fahren. Ich schaffte es schließlich nicht mehr an ihn heran zu kommen und überquerte als Siebter in 4:47 zwar ziemlich kaputt aber hoch zufrieden die Ziellinie. Für die Finalteilnahme reichte dies natürlich nicht, aber als 38. unter allen Zwischenlaufteilnehmern war ich davon gar nicht so weit entfernt, wie ich vor dem Rennen gedacht hatte.


Später schaute ich mir dann noch das Finale an, freute mich dass mein Partner beim Einfahren, Pascal Benoit aus Freiburg das Rennen gewann und sahnte bei der anschließenden Verlosung sogar noch eine wasserdichte Tasche von Ortlieb ab :-)



Fazit:

Ein tolles Rennen, wenn auch im Vergleich mit dem Spaichinger Bergrennen mit kleinen Schwächen. Die fehlende elektronische Zeitnahme ist gerade für die Zuschauer im Zielbereich schade, weil man so die gefahrene Zeit der einzelnen Teilnehmer nicht kennt. Es mag aber bei so kurzen Startintervallen von nur 15 Sekunden gar nicht möglich sein, dies zufrieden stellend umzusetzen. Auch das Zuschauerinteresse war deutlich geringer. Allerdings störte mich dies nicht wirklich. Die Strecke ist so kurz, dass man nur in der letzten Minute am Anschlag fährt und nicht wie ich beim Spaichinger Bergzeitfahren die letzten 5 Minuten quasi im Delirium verbringt. Dort tut es dann schon gut, den ein oder anderen aufmunternden Applaus zu vernehmen. Eventuell muss ich nächstes Jahr aber auch einfach nur noch früher noch mehr Gas geben. Vielleicht gibt es dann einen ähnlichen Kampf wie beim Spaichinger Bergrennen. Ein Pluspunkt ist sicher der Ablauf mit Einzelzeitfahren, Zwischen- und Endlauf. Das ermöglicht zum einen taktisches Fahren im Einzelzeitfahren um Kräfte für die Zwischenläufe zu sparen. Zum anderen macht es natürlich auch Spaß sich mit 14 anderen Kontrahenten direkt in einem Lauf zu messen. Und auch hier kann durch taktisches Fahren sicher die ein oder andere Platzierung gut gemacht werden. Auch wenn mir dies bei meinem ersten Start beim Turmbergrennen sicher nicht gelang. Ich kann mir daher durchaus vorstellen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein. Vielleicht als ersten Höhepunkt des Jahres und demzufolge einer gezielten Vorbereitung. Wer weiß, mit etwas Glück wäre dann vielleicht sogar eine Finalteilnahme möglich.